Projektarchiv

2021

Der renommierte Schweizer Stahlbaupreis Prix Acier existiert seit 2005 und wurde 2021 zum 8. Mal vergeben. Aus den 43 eingereichten Projekten kürte die Jury sieben Preisträger. Vier Preise wurden an Projekte vergeben, die in jeder Hinsicht überzeugen. Sie bilden bei höchster architektonischer Qualität die Leistungsfähigkeit des Stahlbaus ab, sind innovativ und weisen den Weg in eine nachhaltige Zukunft. Drei weitere Projekte wurden durch die Jury intensiv diskutiert und mit einer Anerkennung ausgezeichnet.


Gewinnerprojekte

Negrellisteg, Zürich

Bauherrschaft Tiefbauamt der Stadt Zürich und SBB Immobilien AG

Architektur und Tragwerksplanung
ARGE
Conzett Bronzini Partner AG, Chur | Diggelmann + Partner AG, Bern | 10:8 Architekten GmbH, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen Officine Ghidoni SA, Riazzino

Photos René Dürr | Video Roger Riedi

La passerelle porte le nom d’un illustre ingénieur, Luigi (Aloïs) Negrelli (1799 – 1858) originaire du Trentino qui a notamment œuvré avec talent en Suisse et à Zürich où il a entre autres dirigé la construction du pont du Münster.
«Egli (Negrelli) vedeva le cose dall’alto, in grande, come un vero genio» Linant de Bellefonds, explorateur et ingénieur du canal de Suez dessiné par Negrelli.

L’ouvrage réalisé par les ingénieurs Conzett Bronzini Partner, Diggelmann + Partner avec 10:8 Architekten et Officine Ghidoni se déploie tel un fil tendu sur un outil de tissage, s’enroulant sur ses deux bâtons d’extrémité. C’est un geste simple et précis qui croise la dense trame des rails de chemin de fer.
La composition de l’ouvrage ne laisse rien au hasard, elle est pragmatique et holistique à la fois. Tout est intégré et pensé : son insertion dans le site, sa matérialité, sa fonction, son usage et ses méthodes de construction. De l’échelle urbaine au plus petit détail, la passerelle se construit et s’insère avec justesse  dans la ville de Zürich.
Sa mise en œuvre par poussage devait s’adapter aux contraintes temporelles et de sécurité liées à une réalisation au-dessus des voies de chemin de fer. L’exploitation de la gare la plus fréquentée de Suisse devait en effet être garanti en tout temps.
La structure porteuse principale, un étroit caisson en acier supportant un plancher orthotrope, s’enroule autour des cages d’ascenseur et s’élance aux dessus des voies avec élégance et légèreté. Sa hauteur varie en augmentant jusqu’au milieu de l’ouvrage dessinant un subtil profil bombé. Seules deux couples d’appuis sont nécessaires pour franchir les 161 m qui permettent de relier les quartiers en forte expansion de Europaallee et de Zollstasse. Ces supports reposent sur les rampes des deux tunnels existants et stabilise l’ouvrage.
La construction en acier se présente comme un ouvrage monolithique évoluant depuis ses rampes hélicoïdales vers la structure de franchissement. Les détails constructifs sont extrêmement précis, discrets et fonctionnels. Preuve en est la balustrade élégamment tissée par une maille métallique, sa main courante en bois, son éclairage intégré et son dispositif de protection des caténaires. Ou encore le détail de l’évacuation des eaux au centre du caisson, efficace et invisible.  Tout est dessiné et réalisé avec précision et soin.
Le jury a été séduit par ces qualités et la cohérence du projet qui lui donne une expression simple et discrètement précieuse. La passerelle est élégante et essentielle, un très bel hommage à Luigi Negrelli.

23 juin 2021 | Gabriele Guscetti


Sanierung und Erweiterung Schulanlage Auen, Frauenfeld

Bauherrschaft Sekundarschulgemeinde Frauenfeld

Architektur jessenvollenweider architektur ag, Basel

Tragwerksplanung ZPF Ingenieure AG, Basel

Stahl- und Metallbau Unternehmen Pfister Metallbau AG, Mauren | Tuchschmid AG, Frauenfeld |
Krapf AG, Engelburg | FIBA Metallbau GmbH, Schlatt

Photos jessenvollenweider architektur ag | Video Roger Riedi

Die Schulanlage Auen, 1969 von Barth und Zaugg in Frauenfeld gebaut, ist – frei nach ihrem Vorbild Mies van der Rohe (IIT Campus Chicago 1946) –
durch einen einheitlichen, durchgehenden modularen Grundraster definiert, der alles, von der städtebaulichen Setzung über die Tragstruktur bis hin zu den Fassadenteilungen dieser Stahl-Glas Architektur, definiert.

jessenvollenweider Architekten eignen sich mit ihrer sehr feinfühligen, aber auch kultivierten Vorgehensweise die Sprache dieses vom Raster generierten modularen Stahlbaus an. Sie zeigen dabei eine profunde Kenntnis und, bis hin zum Kennwort «Phyllis», intensive Auseinandersetzung mit der «Solothurner Schule» und ihren Vorbildern Mies van der Rohe und Konrad Wachsmann.
Das Projekt stellt in vielerlei Hinsicht, gestern wie heute, ein exemplarisches Beispiel für die Vorzüge des modularen Montagebaus in Stahl dar. Es zeigt auf, wie nachhaltig Stahlbau insbesondere in der Auslegung der «Solothurner Schule» und ihrer Vorbilder dank seinen systemischen Qualitäten sein kann.
Die Planenden zeigen eindrücklich auf, wie leicht und natürlich dank ihrer kultivierten Zurückhaltung der denkmalgeschützte Bestand in seiner baukulturellen Integrität erhalten bleibt, während die bestehende Turnhalle systemkonform unter Erhaltung der Bausubstanz erweitert wird, und das vorgefundene Ensemble der Schulanlage Auen, dank einer neuen Interpretation des generierenden Rasters, durch drei Neubauten organisch ergänzt wird. Der pragmatische Eingriff in die Situation und Komposition erweist sich in Wirklichkeit als subtile Auseinandersetzung mit der Baukultur des Bestands. Eine Haltung, die in ihrer Einfachheit und Klarheit im Geiste des Originals weiterbaut.
Es entsteht ein völlig neues Ensemble, das die ursprüngliche Idee so weit verstärkt, dass man das Gefühl hat, es sei schon immer so gewesen. Der neue Campus wird Teil des kollektiven Gedächtnisses.
Dabei verzichten jessenvollenweider Architekten zusammen mit zpf Ingenieuren keineswegs auf eine eigene architektonische und konstruktive Handschrift. Im Gegenteil: Die Architektur der Neubauten nimmt zwar die strukturelle Logik der Bestandsgebäude auf, interpretiert sie aber völlig neu. Das Stahltragwerk der neuen Pavillons wird nach aussen gelegt, die Stützen sind konsequenterweise aus den Ecken geschoben und machen bei aller Verwandtschaft mit dem Bestand den differenzierten Charakter der Neubauten ablesbar: wie eine Sprache, die sich ständig erneuert, wie ein urbanes Palimpsest das ständig überschrieben wird, in seiner Essenz aber immer lesbar bleibt: als Stahlbau.

23. Juni 2021 | Aldo Nolli


Erneuerung Saaneviadukt inkl. Doppelspurausbau bei Gümmenen

Bauherrschaft BLS Netz AG, Bern

Architektur FLURY und RUDOLF Architekten AG, Solothurn

Tragwerksplanung Fürst Laffranchi Bauingenieure GmbH, Aarwangen

Stahl- und Metallbau Unternehmen SCHNEIDER STAHLBAU AG, Jona | SENN AG, Oftringen

Photos Fürst Laffranchi, BLS Netz AG | Video Roger Riedi

Anbauen, Weiterbauen, Umbauen, Umnutzen, Erweitern, Sanieren und Flicken – der Umgang mit bestehenden Bauwerken ist vielfältig und reizvoll, die Suche nach der Balance zwischen Substanzerhalt und neuen Anforderungen aus Nutzung und Betrieb eine ganz spezielle Herausforderung. Selten ist das Ergebnis einer derart heiklen Aufgabenstellung so stimmig und in allen Belangen gelungen wie in diesem Fall.

Tatsächlich erkennt man die erneuerten Bestandteile des Saaneviaduktes erst auf den zweiten Blick – die dezente neue Betonplatte auf der gesamten Viaduktlänge, die beidseitig auskragend die Fahrbahn auf zwei Spuren verbreitert – und das vollständig neue Stahlfachwerk, das sich unaufdringlich in die historische Bausubstanz einfügt.
Das bestehende Fachwerk aus genietetem Flussstahl war nach beachtlichen 120 Betriebsjahren am Ende seiner Nutzungsdauer angekommen, eine Erhöhung der Belastung durch den geplanten zweispurigen, schnelleren Betrieb mit vernünftigem Aufwand nicht mehr möglich. So war die Bauherrschaft zusammen mit der zuständigen Denkmalpflege bereits vor dem Wettbewerb zum Schluss gekommen, das Fachwerk zu ersetzen.
Wie aber ersetzt man ein so zentrales Bauteil, ohne plump zu kopieren, gleichzeitig jedoch der Geschichte den verdienten Respekt erweisend? Das hier entworfene Stahlfachwerk löst diese Aufgabe exemplarisch, indem es optisch die gekreuzte Stabanordnung übernimmt, statisch und ausführungstechnisch hingegen dem Fortschritt der letzten 120 Jahre Rechnung trägt. Der Kraftfluss im Fachwerk ist ablesbar an der steiler werdenden Anordnung der Kreuze zu den Auflagern hin und dem zur Fachwerkmitte hin ansteigenden Querschnitt des Zuggurtes. Aus den Blechen werden Hohlprofile, aus den vielen Nieten moderne Schweissverbindungen, selbstverständlich ermüdungsgerecht optimal ausgearbeitet und gegen Korrosion geschützt.
Die Erneuerung des Saaneviaduktes ist ein Projekt, dessen Raffinesse sich dem Betrachter erst auf den zweiten Blick erschliesst, dessen genial subtiler Ausarbeitung man sich aber mit zunehmender Betrachtungsdauer immer weniger entziehen kann. Ein grosses Lob geht dabei an die Planenden und Ausführenden für diese statisch und gestalterisch äusserst elegante Umsetzung einer kniffligen Aufgabenstellung. Gleichzeitig ziehen wir insbesondere den Hut vor dem Mut der Bauherrschaft und der involvierten Denkmalpflege, diese Art der (Teil-) Erneuerung zu erlauben und damit den Weg zu bereiten das Denkmal Saaneviadukt weitere 100 Jahre nutzen zu können.

22. Juni 2021 | Jacqueline Pauli


Stade de la Tuilière, Lausanne

Bauherrschaft Ville de Lausanne

Architektur :mlzd & Sollberger+Bögli architectes, Bienne

Tragwerksplanung Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen SOTTAS SA Constructions métalliques, Bulle

Photos Ariel Huber | Video Roger Riedi

Das Projekt des neuen Fussballstadions der Stadt Lausanne ist ein perfektes Beispiel für die Kombination verschiedener Materialien, deren Eigenschaften voll ausgeschöpft werden.

Die neue Sportanlage „Centre sportif de la Tuilière“ ist eine zweireihige Aneinanderreihung von insgesamt neun Fussballfeldern und einem Leichtathletikkomplex einschließlich Trainingszentrums. Das neue Fussballstadion befindet sich im Norden der Stadt Lausanne und ist ein ehrgeiziges Bauwerk, das Einfachheit und Pragmatismus miteinander verbindet.
Ausschließlich für Fussballspiele und Grossveranstaltungen konzipiert, zeichnet sich dieses Sportgebäude durch seine einfache und zugleich effiziente Architektur aus.
Aufgrund des Sportbegegnungsprogramms und seiner Lage am Stadtrand konzentrierten sich die Planer dieses gross angelegten Bauwerks vor allem auf seine primäre Funktion, nämlich einen Sportkomplex. Dank seiner rudimentären, aber bemerkenswerten Struktur trägt es eine starke Symbolik für die kulturelle, sportliche und architektonische Identität der Stadt. Seine Struktur ist in erster Linie konventionell und erfüllt die Anforderungen, die für jedes Sportstadion typisch sind. Die Tribünen sind steil abfallend, so dass das Publikum buchstäblich hautnah am Geschehen sein kann, ebenso wie das niedrige Dach, das den Applaus und die Gesänge der Fans verstärkt. Dieses architektonische und strukturelle Ensemble soll einen bedeutenden Beitrag zu den Veranstaltungen leisten, die dort stattfinden werden.
Das neue Fussballstadion in Lausanne ist eine grossartige architektonische und technische Leistung. Es bietet eine einfache und einnehmende Lesart des Bauwerks. Die scheinbar einfache Konstruktion weist ein subtiles Gleichgewicht zwischen den verschiedenen verwendeten Materialien und Kräften auf. Das Design des Stadions, das auf einer wiederkehrenden Geometrie und klaren Linien beruht, wurde für seine perfekte Kombination aus Schönheit und Effizienz ausgezeichnet.

23 juin 2021 | Sébastien Emery


Anerkennungen

Neubau Zweite Hinterrheinbrücke Reichenau (Sora Giuvna), Reichenau-Tamins

Bauherrschaft Rhätische Bahn AG

Architektur Dissing+Weitling A/S, Kopenhagen (DK)

Tragwerksplanung WaltGalmarini AG, Zürich und COWI UK Limited in Ingenieurgemeinschaft, London

Stahl- und Metallbau Unternehmen
ARGE SCHNEIDER STAHLBAU AG, Jona | JÖRIMANN STAHL AG Walenstadt | Toscano Stahlbau AG, Cazis

Photos Roman Sidler, Stéphane Braune | Video Roger Riedi

Die Bahnlinie Chur – Thusis der Rhätischen Bahn (RhB) überquert den Hinterrhein gleich nach der Bahnstation Reichenau-Tamins auf einer dreifeldrigen Fachwerkbrücke. Diese wurde im Jahr 1896 fertiggestellt.

Während die Bahnstrecke von Chur nach Reichenau-Tamins schon in den 1960er Jahren zweigleisig ausgebaut wurde, bildete die einspurige Brücke ein betriebliches Nadelöhr, das häufig zu Wartezeiten bei sich kreuzenden Zügen führte. Aus diesem Grund beschloss die Direktion der Rhätischen Bahn, die denkmalgeschützte Hinterrheinbrücke durch eine zweite, parallel zu ihr über den Hinterrhein führende Brücke zu entlasten. Für diese technisch wie architektonisch anspruchsvolle Aufgabe führte die Bahn einen einstufigen, anonymen Projektwettbewerb durch.
Das vorliegende Projekt ging als Sieger daraus hervor. Die zweite Hinterrheinbrücke ergänzt die bestehende, denkmalgeschützte Fachwerkbrücke selbstbewusst, aber rücksichtsvoll. Sie ist 198 m lang und ist neben den Widerlagern auf zwei Flusspfeilern und einer V-Stütze gelagert.
Die beiden Flusspfeiler liegen in der Verlängerung der Pfeiler der Fachwerkbrücke während die Position und Orientierung der V-Stütze durch die A13 gegeben ist. Vierarmige Stahlkonstruktionen, die Quadropods, dienen dazu, die Spannweiten des als Stahltrog ausgebildeten Trägers zu reduzieren. Sie sind mit dem Träger verschweisst und gelenkig mit den Flusspfeilern verbunden. Die Stahlbrücke überspannt somit die Nationalstrasse A13 und den Hinterrhein mit einer maximalen Feldweite von 63 m.
Durch die System- und Materialwahl konnte eine grosse Schlankheit des Brückenträgers erreicht werden, die in Kombination mit der gewählten Höhenlage eine gegenüber der historischen Brücke vorteilhafte maximale Transparenz ermöglicht hat. Die während des Bauvorgangs in Betrieb stehende Bahn- und Strasseninfrastruktur stellte hohe Anforderungen an den Bauvorgang.

Der Bauherrschaft und den Projektverfassenden ist es gelungen, eine elegante und zeitgemässe Antwort für diese komplexe Aufgabe zu finden. Die gewählte Vorgehensweise bei der Lösungsfindung und die konsequente Umsetzung der Projektidee bis zum letzten Detail verdienen eine Anerkennung.

23. Juni 2021 | Gianfranco Bronzini


Kopfbau Halle 118, Winterthur

Bauherrschaft Stiftung Abendrot, Basel

Architektur baubüro in situ ag, Zürich

Tragwerksplanung Oberli Ingenieurbüro AG, Winterthur

Stahl- und Metallbau Unternehmen Wetter AG, Stetten

Photos Martin Zeller | Video Roger Riedi

Die Wiederbelebung einer Tradition
Das Entwerfen mit gefundenen Bauteilen, sei es als unsichtbare funktionale Bestandteile oder aber als Spolien, welche den architektonischen Charakter eines Gebäudes prägen, ist Teil einer alten und bedeutenden architektonische Tradition. Aufgrund vieler unterschiedlicher Entwicklungen und Hindernisse ist diese Entwurfstradition aber weitgehend aus der zeitgenössischen Baupraxis verschwunden.

Angesichts des mit 30% bedeutenden Anteils der Rückbauabfälle an den jährlichen Treibhausgasemissionen der Schweiz ist der von der Stiftung Abendrot, dem baubüro in situ ag, dem Ingenieurbüro Oberli und der Wetter AG umgesetzte Ansatz ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Baukultur.
Die Projektverfassenden praktizieren und verfeinern seit Jahrzehnten eine pragmatische und fruchtbare Auseinandersetzung mit der gebauten Umwelt ausgehend von Bauteilen für die der normale Markt keine Verwendung findet. Ausgangspunkt der Aufstockung des Kopfbaus der Halle 118 für Ateliers und Gewerbe, war die Wiederverwendung von andernorts nicht mehr gebrauchten primären Bauteilen wie Tragkonstruktion, Treppe und Fassade.

Alle Dinge die schon da sind sowie Holz, Stroh, Lehm
Die Architektinnen und Architekten von in situ fassen die von ihnen entwickelte Herangehensweise zusammen mit dem griffigen Motto «Alle Dinge die schon da sind sowie Holz, Stroh, Lehm». Mit Dingen die schon da sind ist nicht gemeint, dass die Dinge schon am Ort sind, sondern, dass sie irgendwo schon physisch existieren und dem Projekt zur Verfügung stehen. Diese Vorgehensweise macht aus der Bauaufgabe eine logistische Herausforderung deren Bewältigung zu ungewohnten Ab- oder Unabhängigkeiten zwischen Bauteilen und damit zu einem nur schwer einschätzbaren architektonischen Ausdruck führt. Das Resultat ist bewusst pragmatisch und primär die gebaute Antwort auf die Frage, ob und wie ein funktional komplexer Neubau zu einem grossen Teil mittels wiederverwendeter Stahlbauteile wirtschaftlich erstellt werden kann.

Fazit der Jury
Mit der Verleihung einer Anerkennung drückt die Jury des Prix Acier ihre Wertschätzung für ein Projekt aus, welches nicht nur gedanklich an die alte Bautradition der Wiederverwendung von grossen Bauteilen anknüpft, sondern diese auch gekonnt umsetzt und so eine wichtige und zukunftweisende Verwendung von Baustahl aufzeigt.

23. Juni 2021 | Simon Hartmann


Passerelle des Rives de la Broye, Payerne

Bauherrschaft Implenia Immobilier SA, Renens

Architektur savioz fabrizzi architectes, Sion

Tragwerksplanung INGENI SA, Carouge

Stahl- und Metallbau Unternehmen Stephan SA, Givisiez

Photos Thomas Jantscher | Video Roger Riedi

Das Projekt für die Fussgänger- und Fahrradbrücke über die Broye vom Ingenieurbüro Ingeni SA und von Savioz Fabrizzi Architectes ging als Sieger aus einem Wettbewerb im Einladungsverfahren hervor. Die 3 Meter breite Passerelle aus wetterfestem Baustahl (Corten) überspannt das Flüsschen Broye im waadtländischen Payerne mit einer Spannweite von gut 36m.

Sie verbindet elegant die durch eine alte Baumallee gesäumten Uferwege zwischen einem Wohngebiet am rechten mit einem Industriegebiet am linken Ufer.
Auf den ersten Blick wirkt die Passerelle wie eine rein funktionale Trogbrücke. Dem versierten Betrachter sticht aber sofort die ungewohnte Transparenz der Konstruktion ins Auge, welche sogar die dahinterliegenden Bäume durch die rautenförmigen Blechausschnitte im Steg durchschimmern lässt und sich so harmonisch in die malerische Landschaft einfügt.
Mit einer sorgfältig konzipierten Beleuchtung wird mit diesem Effekt auch nachts gekonnt gespielt. Diese ausgeprägte Transparenz konnte primär dank der Einspannung der Passerelle an den beiden Widerlagern erreicht werden. Die Ingenieure von Ingeni reizten diesen Parameter konsequent aus: Der Wendepunkt, wo die Druckkraft im Oberflansch in eine Zugbelastung übergeht, liegt ziemlich exakt im Drittelspunkt der Spannweite.
Das Lagereinspannmoment bewirkt neben einem deutlich verbesserten Schwingungsverhalten ein geringeres Biegemoment in Feldmitte und damit verbunden geringere Druckkräfte im Oberflansch. Dies ermöglichte es, den Oberflansch nicht wie gewohnt zentrisch über dem Steg, sondern seitlich, winkelförmig dahinter verborgen, anzuordnen und durch lediglich vier zurückversetzte vertikale Spezialrippen zu stützen. Diese zurückversetzte Anordnung der vertikalen Bauteile ist die Grundlage für den mit dem harmonisch auslaufenden Rautenmuster nahtlos erzeugten Licht-Schatten-Effekt.
Die Rautenwinkel folgen in diesem Muster dem Verlauf der Spannungstrajektorien und der Öffnungsgrad im Steg reduziert sich fliessend mit zunehmender Querkraft zu den Auflagern hin. Die Planenden haben es dabei nicht nur bei einer reinen Perforation der Stegbleche belassen, sondern durch partielle Schrägstellung des Schneidkopfs beidseits eine Anschrägung der Rautenschnittkanten erzeugt, was den Transparenzeffekt durch Lichtreflektionen zusätzlich verstärkt. Nur dank numerischen Berechnungsmethoden konnte dieses Rautenmuster optimiert und die für den automatisierten Blechzuschnitt notwendigen Maschinensteuerungsdaten automatisch generiert werden. Es ist ein ausgezeichneter Beweis dafür, dass die Digitalisierung und die parametrische Planung im Stahlbau längst Einzug gehalten haben.
Der unendlich rezyklierbare Werkstoff Stahl lässt zudem das Gedankenspiel zu, dass die hier herausgeschnittenen Blechstücke nach der Aufbereitung im Walzwerk bei einer anderen Passerelle eine tragende Rolle übernehmen werden.

Die verborgen mutige Ingenieurleistung, die dezente Gestaltung der Planenden und die höchst anspruchsvolle aber sorgfältige Umsetzung des Stahlbauers verdienen eine Anerkennung.

23. Juni 2021 | Bernhard von Mühlenen


Jury

Jurypräsidentin
Astrid Staufer

Dipl. Arch. ETH SIA BSA
Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld

Gianfranco Bronzini

Dipl. Bauing. FH SIA REG A
Conzett Bronzini Partner AG, Chur

Sébastien Emery

Dipl. Ing. HES
Stephan SA, Freiburg

Gabriele Guscetti

Dipl. Ing. EPFL SIA, FAS
Ingeni SA, Genf / Lausanne / Freiburg / Zürich

Simon Hartmann

Dipl. Arch. ETH BSA
HHF architekten, Basel

Aldo Nolli

Dipl. Arch. ETH SIA BSA
Durisch + Nolli Architetti Sagl, Massagno

Jacqueline Pauli

Dr. sc. ETHZ Bauing. SIA
ZPF Ingenieure, Basel / Zürich

Judit Solt

Dipl. Arch. ETH SIA | Fachjournalistin BR
Chefredaktorin TEC 21, Zürich

Bernhard von Mühlenen

Dipl. Bauing. HTL eMBA
Direktor AM Suisse, Zürich
(bis Sommer 2021: SENN AG, Oftringen)


Publikationen

steeldoc 02+03/21 Prix Acier 2021

Ein Gespräch über das Jurieren des Prix Acier und den Stahlbau

Nachdem sie 2018 als Jurymitglied bei der siebten Ausgabe des Schweizer Stahlbaupreises dabei war, präsidiert Astrid Staufer in diesem Jahr die Jury des Prix Acier 2021. Im Gespräch mit dem SZS berichtet sie über ihre Beweggründe, sich für den Stahlbau in der Schweiz einzusetzen, ordnet die Bedeutung des Prix Acier ein und erzählt von der Jurierung des diesjährigen Preises.

Download Ein Gespräch mit Astrid Staufer

Die ausführliche Vorstellung der sieben ausgezeichneten Projekte finden Sie in der Bautendokumentation steeldoc 02+03/21.


steeldoc Bibliothek


Alle eingereichten Projekte Prix Acier 2021

2018

Gewinnerprojekte

Doppelwohnhaus in Bolligen

Bauherrschaft Privat

Architektur rolf mühlethaler architekt BSA SIA

Tragwerksplanung Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Stahl- und Metallbau Unternehmen MLG Holding AG

 

Photos Caspar Martig | Video Michael Husarik, markagefilm.ch

Das Doppelwohnhaus in Bolligen befindet sich in einer Umgebung von mehrheitlich eingeschossigen, kleineren Wohnbauten mit Flachdach. Die Parzelle grenzt an der oberen Seite an die Zufahrtstrasse und fällt dann leicht gegen Süden hin ab. Diese leichte Hanglage öffnet das Grundstück und erlaubt einen wertvollen Blick in die Weite.

Das Wohnhaus steht als Skelettbau auf einem Stahlbetonsockel. Dieser ist leicht zurückgesetzt, wodurch eine Schattenfuge entsteht und der eigentliche Stahlbau von der Erde losgelöst wird und somit an Leichtigkeit gewinnt. Das Stahlskelett wird zusätzlich durch die Wahl der Öffnungen hervorgehoben, denn das Licht dringt ausschließlich durch raumhohe Schiebefenster ins Innere; auf konventionelle Lochfenster wird verzichtet. Auf der Seite dienen gerippte Schiebeelemente als Sonnen- und Windschutz, und unterstreichen nicht nur den Skelettbau als solchen, sondern auch den fließenden Übergang von Innen- zu Außenräumen. Außerdem verschafft die helle Decke aus Trapezprofilen dem Raumgefühl eine Leichtigkeit, die den Stahlbau charakterisiert. Durch das Sichtbarlassen der Stahlverbindungen und der Profile gelingt es den Autoren, die Eigenschaften des Materials auf authentische Weise in einer schlichten Eleganz auszudrücken.

Mit Mut und Neugier wurde die akustische, thermische und feuerpolizeiliche Herausforderung die der Stahlbau mit sich bringt, angenommen und bewiesen, dass diese Schwierigkeiten auch in Wohnbauten überwindbar sind. Der hohe Initialaufwand wurde nicht gescheut.

Das gegebene Potential des Grundstücks, das den Blick in die Weite gewährt, wird durch die offene, fließende und leichte Architektur hervorragend interpretiert und die Materialwahl mit seinem spezifischen Ausdruck entsprechend konsequent eingesetzt.


Mobile Passerelle des Genfer Jet d’eau

Bauherrschaft HAU (Handicap Architecture Urbanisme)

Architektur MID Architecture

Tragwerksplanung INGENI SA

Stahl- und Metallbau Unternehmen STEPHAN SA

 

Photos Adrien Barakat | Video Michael Husarik, markagefilm.ch

Die mobile Fussgängerbrücke vervollständigt die Promenade des Jet d’Eau, ein neuer öffentlicher Bereich für Fussgänger. Vom Genfer Ufer bis zum Jet d’Eau erstreckt sich eine 200 Meter lange Brücke aus Stahl mit einer Gehfläche aus massiven Eichenholzplanken. Sitzbänke und die wie Riffs konzipierten Entspannungsbereiche laden die Passanten zum Verweilen ein.

Herzstück der Promenade ist die aus Edelstahl, Bronze und Holz konstruierte Fussgängerbrücke, welche darauf ausgelegt wurde, die Durchfahrt der Schiffe zu ermöglichen, ohne dabei den Fussgängerverkehr zu behindern. Ist der Jet d’Eau in Betrieb, befindet sich die Brücke in horizontaler Position und ermöglicht somit Fussgängern wie auch Personen mit eingeschränkter Mobilität den uneingeschränkten Nutzen der Promenade. Bei Nichtbetrieb des Jet d’Eau hebt sich die Brücke wellenförmig an und erlaubt so den Booten die Einfahrt in den Hafen, während die Fussgänger die nun in eine Treppe verwandelte Brücke weiterhin überqueren können.

Das Tragwerk der Fussgängerbrücke besteht aus einem speziell entwickelten Scherenmechanismus, der durch den Einsatz einer möglichst geringen Anzahl Kolben die Brücke von einer geschwungenen in eine gerade Geometrie verwandelt. Die Ausführung dieses Bauwerkes wurde durch den Einsatz hochwertiger Materialien und robuster Technologien ermöglicht um es dauerhaft in der Zeit zu verankern. Die Brücke liegt auf jeder Seite an zwei Punkten auf. Dadurch werden Auflage-bedingungen ähnlich einer Auflegerbrücke geschaffen. Die Stützpunktkraft ist insbesondere bei angehobener Brücke erheblich. Die horizontale Stabilität beruht auf der Einfügung von Querträgern in die tragenden Scheren auf beiden Seiten der Brücke.

Die Jurymitglieder, Ingenieure wie Architekten, waren sofort von dem einfachen, erfinderischen und einleuchtenden System, dessen komplexer Mechanismus dennoch leicht nachvollziehbar ist, fasziniert gewesen.

Die mobile Fussgängerbrücke ist ein innovatives und ausgeklügeltes, weltweit einzigartiges Stahlbauwerk.


Aussichtsturm Poissy Galore, Carrieres-sous-Poissy, Frankreich

Bauherrschaft Communauté urbaine Grand Paris Seine & Oise

Architektur HHF Architekten ETH SIA BSA | AWP Agence de Reconfiguration Territoriale

Tragwerksplanung
Schnetzer Puskas International AG | EVP ingénierie

Stahl- und Metallbau Unternehmen Teopolitub S.A.S.

 

Photos Iwan Baan | Video Michael Husarik, markagefilm.ch

 

Der Aussichtsturm (Observatoire) ist neben dem Insektenmuseum einer der neuen Bauten des Parc du Peuple de l’Herbe in Carrières-sous-Poissy. Er setzt sich aus vier aufeinandergestapelten, hüttenförmigen Körpern zusammen und erreicht so eine Höhe von 15m. Die Hütten sind nach oben spielerisch gegeneinander versetzt und räumlich verzerrt.

Der Turm erscheint so aus mancher Perspektive faszinierend instabil. Eine Treppe, die auf die oberste Ebene führt, verbindet die vier Hütten. Zwei der Hütten bestehen lediglich aus der stählernen Gitterstruktur. Bei den anderen beiden sind einzelne Flächen mit Holzlatten verkleidet. Der Weg hinauf wird damit zu einem 360° Aussichtserlebnis, bei dem sich gross gerahmte Blicke auf den Park und die Seine eröffnen.

Die Tragstruktur besteht im Wesentlichen aus vier raumhaltigen Stahlrahmenkonstruktionen , welche mit einfachen HEB-Profilen zusammengebaut sind. Diese Rahmenkonstruktionen wurden im Werk vorgefertigt und auf der Baustelle baukastenartig über Schraubenverbindungen miteinander verbunden. Die Aussteifung des Turms gegenüber den horizontalen Einwirkungen erfolgt in Längsrichtung integral durch die Treppenerschliessung und in Querrichtung pragmatisch über ausgekreuzte Zugstangen. Das optisch verzerrt in Erscheinung tretende Tragwerk ist geschickt, einfach und wirtschaftlich konstruiert. Obwohl es dem Betrachter auf den ersten Blick schwer fällt die Lastabtragung zu erkennen, liegt dem Gebäude eine einfache statische Struktur zu Grunde. Um den Turm noch eleganter in Erscheinung treten zu lassen und die Schlankheit der Stahlprofile noch zu erhöhen ist die ganze Stahlkonstruktion in weiss gestrichen.

Das spielerische Umgehen mit Kräften, die sorgfältige Gestaltung des Bauwerks, die Sparsamkeit der Materialen, sowie die präzise Umsetzung verdient eine Auszeichnung.


Sozialräume für eine Werkhalle in Gwatt

Bauherrschaft Furrer + Frey AG

Architektur Furrer Jud Architekten GmbH

Tragwerksplanung Tragstatur GmbH

Stahl- und Metallbau Unternehmen Stauffer Metallbau AG

 

Photos Patric Furrer | Video Michael Husarik, markagefilm.ch

 

Die Architekten Furrer Jud ergänzen in Gwatt eine Werkhalle im Fahrleitungssektor durch Sozialräume zur Steigerung des Wohlbefindens der Mittarbeitenden. Damit die betrieblichen Abläufe im knappen Aussenraum gewährleistet bleiben, positionieren sie die Neubauten im Inneren der Halle.

Die neuen Funktionen werden in der südöstlichen Ecke platzsparend gestapelt. Eine raumhoch verglaste, neue Öffnung der sonst mehrheitlich geschlossenen Halle versorgt die Sozialräume grosszügig mit Licht. Die Garderoben liegen ebenerdig, der Schulungsraum in der Mitte und der Aufenthaltsraum zuoberst, mit einem direkten Bezug zur neu erstellten Balkonschicht.

Nach sorgfältiger Analyse durch den Ingenieur werden das existierende, überdimensionierte Stahltragwerk sowie die stillgelegte, 20 Tonnen tragende Laufkatze zum Einbau der neuen Räume aktiviert. Die beiden Obergeschosse werden als hybride, leichte Konstruktionen aus Stahl und Holz-Hohlkastenelementen in die Kranbahn eingehängt und erübrigen so eine zusätzliche Fundation. Die Mehrlasten lassen sich elegant über die bestehende Tragkonstruktion ableiten.

Dank der heterogenen Materialisierung der drei Geschosse aus Sichtkalksandstein im Erdgeschoss, dunklem Stahl im mittigen und silbergrauem Profilblech im Obergeschoss sowie einer verglasten Fuge zwischen Erd- und Obergeschossen scheinen die Einbauten zu schweben. Die umlaufenden Treppen und Podeste aus lichtdurchlässigen Gitterrosten unterstreichen diesen Effekt noch.

Die neue Glashülle präsentiert sich als Pfosten-Riegel-Konstruktion. Sie übernimmt die Rhythmen der nachbarlichen Wellblechfassade und bildet mit ihr ein harmonisches Ganzes. Auffällig ist die einer Fassaden-Befahranlage ähnliche Balkonaufhängung, welche die Hängestatik des Inneren aussen zelebriert und die Neubauten andeutet.

Das Projekt von Furrer Jud überzeugt von der innovativen und nachhaltigen Programmlösung, die Nutzungen im Inneren der Halle zu stapeln und diese in das vorhandene Tragwerk zu integrieren, bis hin zur präzisen und erfindungsreichen Detaillierung und verdient daher den Prix Acier 2018.


Anerkennungen

Ankunftshalle Bahnhof St. Gallen

Bauherrschaft
Schweizerische Bundesbahnen (SBB) / Stadt St. Gallen

Architektur giuliani.hönger ag

Tragwerksplanung Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Stahl- und Metallbau Unternehmen Tuchschmid AG

 

Photos STUDIO WILLEN GMBH | Video Michael Husarik, markagefilm.ch

 

Die neue Ankunftshalle des Bahnhofs St. Gallen dringt in der Lücke zwischen Bahnhofgebäude und Rathaus zum Platz vor und markiert dadurch den eigentlichen Ort der Ankunft und Abreise. Durch das architektonische Konzept Akari als ein dem Japanischen entnommenen Synonym für Helligkeit, Licht und Schwerelosigkeit wird die Ankunftshalle bewusst in Kontrast zur primär steinigen Architektur der bestehenden Gebäude um den Bahnhofplatz gesetzt.

Der lichtdurchsetzte Innenraum am Tag und der leuchtende Kubus in der Nacht bilden einen erkennbaren Orientierungspunkt, welcher den Übergang von Stadt zu Eisenbahn und die Drehscheibe zu den einzelnen Verkehrsträgern bildet.

Die Tragstruktur der laternenartigen Ankunftshalle besteht aus einem vierfach punktgestützten Stahlträgerrost als Dachkonstruktion, an welchem umlaufend Stahlschwerter als Tragelemente der Glasfassaden abgehängt sind. Vier am Stützenfuss und im Trägerrost eingespannte Rahmenstützen, welche unter Berücksichtigung der flankierenden Leitungsführung als Kreuzstützen ausgebildet sind, vervollständigen das klare und regelmässige Tragwerk. An den Dachrändern des allseitig über die Stützenachsen auskragenden Trägerrosts sind die Stahlschwerter der Fassadenkonstruktion unmittelbar an die Kragträger des Daches biegesteif angeschlossen, was der Halle eine filigrane Eleganz verleiht.

Die direkt am Stahlbau befestigten, quadratischen Glasscheiben sind im Dachbereich aufgelegt und fixiert, im Bereich der Fassaden durch Chromstahlkonsolen an vier Punkten pro Glas gehalten und sowohl horizontal wie auch vertikal überschuppt, wodurch die Fassade zum freihängenden Vorhang wird. Durch die erzeugte Lichtdurchlässigkeit werden bei Tag und in der Nacht sowohl Aussenform wie Innenraum synchron sichtbar.

Die sorgfältige Gestaltung des Bauwerks und die präzise planerische wie ausführungstechnische Umsetzung auf einem sehr hohen Niveau verdient eine Anerkennung.


Radsatzlager, SBB Reparaturcenter in Zürich Altstetten

Bauherrschaft SBB AG, Immobilien, Bewirtschaftung Ost

Architektur Brassel Architekten GmbH

Tragwerksplanung WaltGalmarini AG

Stahl- und Metallbau Unternehmen Aepli Stahlbau AG

 

Photos Lukas Murer | Video Michael Husarik, markagefilm.ch

 

Plötzlich stand dieser Bau da und strahlte. An der Vernissage von Case Study Steel House in den Zürcher SBB-Werkstätten, wo das Institut Konstruktives Entwerfen der ZHAW anhand von MockUps die Resultate der interdiziplinären Forschungskooperation zum hybriden Stahlbau präsentierte, schien der neue Nachbar der Halle D wie durch Feenhand auf das Areal getragen: ein eigentlicher Prototyp des intelligent komponierten Stahlbaus.

Ruhig und besonnen die Sprache des Werkareals aufnehmend stand da ein Bauwerk, das der konstruktiven Logik des Ortes erwachsen war und dennoch in frischem Glanz erstrahlte. Niemand wusste damals, von wem es stammte und wie es zustande gekommen war. Im Rahmen dieser Preisverleihung leuchtete es nun zwischen den anderen Projekten hervor und offenbarte die Hintergründe seiner Erscheinung als kleines, aber feines Meisterwerk an wohlproportioniertem tektonischem Ausdruck und sensibler konstruktiver Präzision.

Das erste Lob geht an die Projektverantwortlichen der SBB, die erkannt haben, dass sog. „Nutzbauten“ ebenso manifester Teil der Stadt und der Baukultur sind wie andere Baugattungen, denen grössere Aufmerksamkeit zufliesst; beim Bauwerk handelt es sich nämlich um ein einfaches Dach, das im SBB-Reparaturencenter Radsätze und Werkstoffcontainer vor dem Regen schützen soll. Diese „simple“ Aufgabe hat das Projektteam in einen mustergültigen Dialog der Konstrukteure übersetzt. Jedes Element ist Teil eines sowohl konstruktiv als auch gestalterisch sinnfälligen Ganzen, betört Augen, Sinne und Geist. Sechs gestockte Ortbetonstützen tragen das Dach mit einer Abmessung von 24.2m x 53.5m. Fünf Hauptträger aus HEA-Profilen überspannen die Halle als einfache Balken in Querrichtung, während die beiden seitlichen Abfangwerke in Längsrichtung eine Distanz von 26m überbrücken. Der umlaufende Robustheitsträger ist ebenso wirksam als Gestaltungsmittel eingesetzt wie die Sekundärstützen an den Stirnseiten, die dank diesem die Aufpralllast der LKWs nicht voll aufnehmen müssen. Alles kommt schlüssig zusammen und formt eine hoch elegante, ausdrucksstarke Raumgestalt.


Jury

Jurypräsident
Peter Berger

Dipl. Arch. ETH HTL BSA SIA

Astrid Staufer

Dipl. Arch. ETH SIA BSA

Judit Solt

Dipl. Arch. ETHZ SIA

Alain Nussbaumer

Prof. Dr. dipl. Ing. EPFL SIA

Mateja Vehovar

Dipl. Arch. ETH SIA, MSc in

Stefan Cadosch

Dipl. Arch. ETH SIA

Mario Fontana

Prof. em. Dr. Mario Fontana

Sibil Sträuli

Dipl. Arch. ETH SIA

Daniel Meyer

Dipl. Ing. ETH SIA SWB

2016

Gewinnerprojekte

Hängebrücke bridgingMZAMBA – Südafrika Eastern Cape

Bauherrschaft
bridgingMZAMBA, Community Steering Committee

Architektur
Fachhochschule Kärnten, Florian Anzenberger, Thomas Harlander

Projektmanagement
buildCollective, NPO for Architecture & Development

Tragwerksplanung
Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen OMT, Otmar Machine Tools

 

Photos Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich

Die Brücke überspannt den Fluss Mzamba und verbindet die beiden Seiten der Schlucht, um der Bevölkerung der ärmeren Seite Zugang zu Infrastrukturen wie Schule oder Krankenstation auf der anderen Flussseite zu ermöglichen. In enger Zusammenarbeit mit der lokalen Gemeinde und Stammesältesten der Region wurden im Vorfeld die Anforderungen definiert und alle notwendigen Voraussetzungen für den Bau geschaffen.

Die Einzelteile wurden in der Werkstatt vorgefertigt und vor Korrosion geschützt, vorgespannte Seile stabilisieren die filigrane Konstruktion. Aus statischer Sicht handelt es sich um ein Seiltragwerk mit zwei Pylonen, die das Bauwerk in drei Felder unterteilen. Von den Tragseilen sind Stahl-Hohlprofile als Bügel abgehängt, auf welchen der Gehweg aufliegt, bestehend aus Stahlprofilen in Brückenlängsrichtung und einem Holzrost. Unterhalb der Gehwegebene befinden sich die Stabilisierungsseile.

Der Standort der Brücke wurde so gewählt, dass die Gründung der Pylone auf und die Verankerung der Spannseile in Felsformationen erfolgen konnten. Somit war auch der einfache und sichere Zugang der Brücke von beiden Uferhängen aus gewährleistet.

Dieses Benefizprojekt wird für die Besonderheit ausgezeichnet, alle Bestandteile auf die schwierige Zugänglichkeit und fehlende Infrastruktur hin zu optimieren. Auf diese Weise konnten die Bauelemente mittels Muskelkraft vor Ort transportiert und von angelernten Kräften zusammengebaut werden. Dass dabei en passant auch diverse statische Probleme gelöst werden konnten, prädestiniert dieses Projekt umso mehr für den Prix Acier.

Die zum Teil sehr schwierigen topgraphischen Randbedingen und die mannigfaltigen Anforderungen wurden bravurös gemeistert. Es entstand eine stringente und den Ort prägende Brücke. Das statische System ist richtig hergeleitet, die Brücke angemessen konstruiert. Auch die Gestaltung der Brücke in ihrer Gesamtheit und in ihren Details ist gelungen. So vermag sowohl die topographische Einbettung als auch die formal einfach gefügte Konstruktion gleichermassen zu überzeugen. Das Material Stahl wurde hier in all seinen Eigenschaften richtig eingesetzt und leistet für das Benefiz-Projekt einen wertvollen Beitrag.


Hilti Innovationszentrum – Schaan, Liechtenstein

Bauherrschaft Hilti Aktiengesellschaft, Schaan

Architektur giuliani.hönger architekten dipl. architekten eth-bsa-sia, Zürich

Tragwerksplanung Dr. Schwartz Consulting AG, Zug und Dr. Deuring + Oehninger AG, Winterthur

Stahl- und Metallbau Unternehmen Baltensberger AG, Höri

 

Photos Walter Mair, Basel

Der Erweiterungsbau des in Liechtenstein ansässigen Weltkonzerns Hilti bündelt die verschiedenen Unternehmensbereiche von Forschung und Entwicklung in einem kompakten Innovationszentrum. Das Herz der Anlage ist die langgestreckte Versuchshalle, die dreiseitig von Labor- und Büroräumen ummantelt ist. In den Bürogeschossen wurde durch die Raum- und Tragstruktur sowie durch den Deckenspiegel der quadratischen Akustikpaneele eine strenge aber flexible Ordnung geschaffen.

Diese verdichtet sich durch die abstrakten, leicht spiegelnden Glastrennwände und präzise gesetzten Deckenleuchten zu einer atmosphärischen Arbeitsumgebung. Das durchgängige Fensterband der Fassade bezieht dabei auch die Weite der umgebenden Landschaft mit ein.

Strukturell setzt sich der Bau aus einem hybriden Tragwerk zusammen, bei dem Stahl und Beton, aber auch Platten und Fachwerkträger, im Verbund wirken. Stahl wird dort eingesetzt, wo er seine Leistungsfähigkeit entfalten kann: Verbindungsbrücken aus zwei geschosshohen Fachwerken überspannen bis zu 25 Meter weit die stützenfreie Versuchshalle und erzeugen Räume, die als Gemeinschaftszonen der Interaktion zwischen «Hand- und Kopfarbeit» dienen und auch Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche gewähren.

Die Kontrolle über den in Stabwerkmodellen minutiös untersuchten Kraftverlauf führt nicht nur zu einem optimierten Tragwerk, sondern auch zu Knoten, bezüglich derer lediglich zu beklagen ist, dass man ihre Schönheit teilweise hinter der Brandschutzverkleidung nicht bestaunen kann.

Der Bau entwickelt innen wie aussen eine grosse Kraft, nutzt dabei seine Massstäblichkeit aus und beeindruckt durch die Kohärenz von Typologie und konstruktiver Struktur. Die repräsentative Aura eines Hauptsitzes wird ohne Prunk durch die präzise architektonische Übersetzung einer klar formulierten Firmenphilosophie erreicht. Das Hilti Innovationszentrum ist damit nicht nur bezogen auf den Stahlbau auszeichnungswürdig.


Headquarter Sky-Frame – Frauenfeld

Bauherrschaft Sky-Frame, Frauenfeld; Gubeo Immobilien, Ellikon

Architektur Peter Kunz Architektur mit Atelier Strut AG, Winterthur

Tragwerksplanung Borgogno Eggenberger + Partner, St. Gallen

Stahl- und Metallbau Unternehmen Aepli Stahlbau, Gossau

 

Photos Claudia Luperto

 

Für das neue Hauptquartier des Entwicklers und Produzenten für rahmenlose Schiebefenster wurde ein Geschossbau von hoher Nutzungsflexibilität entwickelt, in welchem Produktion, Fertigung, Ausstellung und Administration geschickt übereinander gestapelt werden.

Der dreigeschossige Stahlskelettbau steht auf einem steifen Untergeschoss aus Stahlbeton. Erdgeschoss und 1. Obergeschoss sind in Verbundbauweise (Stahl-Beton) ausgeführt, das zweite Obergeschoss sowie das Hochregallager als reiner Stahlbau. Die Stabilität wird hauptsächlich durch massive Lift- und Treppenkerne erreicht. Dank innovativem Brandschutz, unter anderem mittels Naturbrandmodell, kann der Stahl offen in seiner materiellen Kargheit gezeigt werden.

Die äussere Identität erhält das Gebäude südseitig durch die vorgelagerte Brise-Soleil-Struktur mir Pflanzentrögen. Durch die Bepflanzung, welche wechselnde Blüte- und Wachstumsphasen aufweist, erhält die Fassade einen lebendigen Jahreszeitenkalender und einen effektiven sommerlichen Wärmeschutz. Gegen Norden hin öffnet sich die Fassade als reiner Glaskubus und entfaltet Fernwirkung für die sich auf der Autobahn nähernden Fahrzeuge. Sie wirkt technisch, modern und zeitlos.

Rund um den Innenhof des Bürogeschosses wurde eine Sky-Frame-Welt aufgebaut, welche den Innen-Aussen-Bezug, die Boden- und Deckenbündigkeit sowie die Perfektion im Ausführungsdetail aufzeigt. Im Produktionsbereich wird zudem mit einem „Catwalk“ über den Fertigungsstrassen und einem Einblick ins Hochregallager ein inszenierter Höhepunkt des Firmenrundgangs geboten.

Die überraschende Frische im architektonischen Ausdruck ohne modische Aufdringlichkeit, die präzise Konstruktion von hoher Detailqualität und insbesondere die Umsetzung einer Firmen- und Produktephilosophie in ein Gebäude von hoher Qualität machen die bemerkenswerte Arbeit auszeichnungswürdig.


Anerkennungen

Instandsetzung Rheinbrücke – Reichenau

Bauherrschaft Tiefbauamt Graubünden

Architektur Conzett Bronzini Partner AG, Chur

Tragwerksplanung ARGE Jörimann Stahl AG | Schneider Stahlbau AG

Stahl- und Metallbau Unternehmen
Kontrakorrosion Rickenbacher GmbH, Ferdi Rickenbacher, 8634 Hombrechtikon | SIKA Bau AG, Beat Taxer, 7000 Chur

 

Photos Conzett Bronzini Partner AG, Chur

 

Die denkmalgeschützte Eisenfachwerkbrücke aus dem Jahre 1881, die auch im Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz aufgeführt ist, wurde durch verschiedene Instandsetzungs- und Verstärkungsmassnahmen für weitere 40 Jahre Lebensdauer fit getrimmt. Die erste Brücke über den vereinigten Rhein mit ihrem vierfachen Strebewerk zeigte die üblichen Alterserscheinungen genieteter Stahlkonstruktionen: treibende Korrosionsprodukte zwischen den genieteten Blechen, funktionsuntüchtige Rollenlager, undichte Fahrbahn und aufgebrauchter Korrosionsschutz.

Allzu oft werden Fachwerkbrücken mit diesem Befund abgebrochen. Aufgrund ihres historischen Wertes, ihrer untergeordneten Rolle für den Schwerverkehr, sowie einem weitsichtigen Erneuerungskonzept konnte diese Brücke erhalten bleiben. Schwerpunkte der Bauarbeiten waren die Erneuerung des Korrosionsschutzes, der Ersatz der undichten Fahrbahnplatte durch eine neue orthotrope Stahlplatte und die Ertüchtigung der Widerlager.

Das federführende Ingenieur-Team ging mit äusserster Sorgfalt, viel Liebe zum Detail und beeindruckendem Fach- und Sachwissen ans Werk. Sämtliche Eingriffe wurden mit der Denkmalpflege abgestimmt. Auf den historischen Bestand wurde in allen Einzelheiten eingegangen, wo nötig führten die Eingriffe zu einer Klärung der Situation und zur Behebung früherer, wesentlich unsorgfältiger ausgeführter Renovationsschritte. Die historische Brücke erstrahlt heute in neuem Glanz, als wären die 135 Jahre ihres Bestehens spurlos an ihr vorbeigezogen. Zu verdanken ist dies dem Umstand, dass sich das beauftragte Ingenieurbüro auf unverkrampfte und bescheidene Art ganz in den Dienst des Erhalts eines historischen Bauwerks gestellt hat und mit umsichtigem Handeln einen wesentlichen Beitrag im baukulturellen Diskurs geleistet hat. Die stillen und überzeugenden Eingriffe sind erst auf den zweiten und dritten Blick in ihrer Dimension spür- und begreifbar. Ein derart feingliedriges Schaffen verdient in allen Belangen eine Anerkennung.


Ersatz Aarebrücke asm – Aarwangen

Bauherrschaft Aare Seeland mobil AG, Langenthal

Architektur llg Santer Architekten, Zürich

Tragwerksplanung Fürst Laffranchi Bauingenieure GmbH, Aarwangen

Stahl- und Metallbau Unternehmen ARGE ASM Brücke Aarwangen, Meier+Jäggi AG, Zofingen | Senn AG, Oftringen

 

Photos Beat Schertenleib, Ernst Trüssel – TrueArt, Langenthal

 

Für den Ersatz dieser über hundertjährigen Eisenbahnbrücke haben die Ingenieure und Architekten eine Neuinterpretation mit einem genieteten Fachwerkträger (Town-/Gitterträger) gewählt. Die Brücke überspannt die Aare in der Nähe des Schlosses Aarwangen, daher haben das Bundesamt für Kultur und das Berner Amt für kantonale Denkmalpflege das Projekt begleitet bis eine Lösung gefunden wurde, die auf die Qualität dieses Ortes eingeht.

Es handelt sich um eine sehr schlanke Brücke mit Parallelgurtträgern und einer gleichleibenden Höhe von 3.10 Metern. Sie ruht auf drei Auflagern mit einer Gesamtlänge von 96 Metern. Die Fahrbahnplatte wird aus einer Kombination von Standardprofilen gebildet, die durch die Hauptträger verdeckt werden.

Die Brücke verwendet die vorhandenen Widerlager und auch den mittleren Stützpfeiler im Fluss. Aufgrund der geringen Höhe des Ingenieurbauwerks und der abgesenkten Position der Auflager verdeckt sie nicht den Blick auf die parallel angeordnete Strassenbrücke. Anstelle eines herkömmlichen Blechträgers mit Vollsteg wurden diese, als Neuerung, mit Öffnungen in Rautenform versehen, um so den Eindruck einer Brücke mit einer Vielzahl von Diagonalen hervorzurufen.

Die Grösse der Rauten variiert entsprechend den Schubbeanspruchungen in einem Träger mit drei Auflagern. Dies unterbricht die Monotonie des Trägers und verleiht der Brücke gleichermassen Eleganz und eine gewisse Transparenz. Diese Anmutung wird durch die grünliche Farbe noch verstärkt, die für diese Art Bauwerke typisch ist und diese zurückhaltend erscheinen lässt.

Dank ihrer Leichtigkeit, der Vorfertigung in der Werkstatt und dem Einrichten der Baustelle unter Verwendung der benachbarten Strassenbrücke während der Nacht, erforderte der Ersatz der Brücke lediglich einen Unterbruch des Bahnverkehrs von vier Wochen bei minimaler Unterbrechung des Strassenverkehrs. Dieser Ingenieurbau ist ein schönes Beispiel für eine gelungene, moderne Konstruktion in Stahl, die konstruktive Leistungsfähigkeit mit Einfallsreichtum verbindet.


Place de la Gare de La Chaux-de-Fonds

Bauherrschaft Ville de La Chaux-de-Fonds

Architektur frundgallina architectes fas sia, Neuchâtel

Tragwerksplanung gvh ingénieurs civils epf sia, St-Blaise

Stahl- und Metallbau Unternehmen Sottas SA constructions métalliques, Bulle

 

Photos frundgallina architectes

 

Der Bahnhofsplatz in La Chaux-de-Fonds wurde nach jahrelangen punktuellen Interventionen gesamthaft neu organisiert und gestaltet. Die Fläche des Platzes wurde vergrössert und geometrisch geklärt. Die präzise, leicht abgewinkelte Setzung zweier pavillonartiger Überdachungen bestimmt mehrere Funktionsbereiche. Sie erlaubt, den Verkehrsfluss der verschiedenen Akteure zu entflechten und die Sicherheit der einzelnen Benutzer zu verbessern.

Die Dächer rahmen die Hauptfassade des Bahnhofs und öffnen den Vorplatz zur Avenue Leopold Robert. Es entsteht ein spannender Dialog zwischen den leichten, durchlässigen Stahlbauten und den historischen massiven Nachbargebäuden.

In Form und Grösse ähnlich, unterscheiden sich die beiden Pavillons in ihrer Funktion und Gestaltung. Im Westen überdeckt die Struktur den neuen Busbahnhof, die Stützenreihen begleiten die längs gerichteten Perrons und ordnen sich den Bedingungen des Busverkehrs unter. Beim östlichen Dach definiert der wie zufällig gewachsene Stützenwald unterschiedliche Begegnungszonen für Fahrradparkierung und frei verteilte Sitzbänke mit einem öffentlichen Bücherschrank.

Die Konstruktion mit äusserst schlanken Metallrohren lässt die Überdachungen sehr leicht, fast schwebend erschienen. Dank der oben und unten statisch eingespannten Stützen kann auf Verstrebungen für den Windverband verzichtet werden. Offene Eichenroste als Dachabdeckung erlauben den Abfluss von Regen- und Schmelzwasser oberhalb der Blechuntersicht und weiter in die dazu vorgesehenen Stützenrohre. Auch die elektrischen Zuleitungen für Beleuchtung, Lautsprecher und Anzeigen werden durch die Stützenrohre geführt.

Die elegante, schlanke Stahlkonstruktion erstaunt und erfreut vor allem auch im Kontext des rauen Klimas von La Chaux-de-Fonds.


Nouveau siège international de JTI – Genève

Bauherrschaft JT INTERNATIONAL SA, Genève

Architektur SKIDMORE, OWINGS & MERRILL Inc. (SOM), London

Tragwerksplanung Consortium SOM Inc. – INGENI SA, Carouge

Stahl- und Metallbau Unternehmen Zwahlen & Mayr SA, Aigle

 

Photos DMK photography, Thomas Jantscher

 

Der neue Sitz von JTI in Genf nimmt einerseits Bezug auf den städtebaulichen Kontext im Viertel der prestigeträchtigen, internationalen Bauten und andererseits auf die aussergewöhnliche Landschaft geprägt durch die Aussicht auf den See und in die Berge. Der neunstöckige Baukörper entwickelt sich als im Grundriss dreieckförmig rundumlaufendes Prisma, dessen räumliche Kontinuität durch einen gebäudehohen vertikalen Versatz in der nordöstlichen Ecke unterbunden wird.

Hier liegen die beiden sich treffenden Baukörper gestapelt übereinander. Durch die teilweise Versenkung des unteren Körpers auf das Niveau des zweiten Untergeschosses erfährt der geneigt verlaufende Baukörper auf der gegenüberliegenden Seite eine Auskragung von rund 60 Metern sowie eine freie Spannweite von eindrücklichen 80 Metern. Mit dieser Geste soll die Einheit des offenen Gebäudes sowie die Zugänglichkeit für die Benutzer und Besucher inszeniert werden.

Der Massstab des Gebäudes sowie dessen zum Teil über grosse Strecken über dem Boden schwebende Erscheinung machten den Einsatz von Konstruktionen aus dem Brückenbau erforderlich. Die immensen Kräfte konnten nur durch Ausbildung einer rohrartigen Tragstruktur beherrscht werden, welche als aufgelöstes, gebäudehohes Stahlfachwerk in den Fassaden mit quasi massiven Platten ausgebildet ist. Die Decken bestehen aus quer zwischen den Fachwerkscheiben spannenden Primärstahlträgern und sekundären Verbunddecken aus Trapezblechen, die mit Leichtbeton überzogen sind. Sowohl die Pfahlfundation als auch deren Verbindung mit dem Baukörper mittels Brückenlagern stellten neben der anspruchsvollen Durchbildung des gesamten Stahlbaus extrem hohen Anforderungen an alle Projektbeteiligten. So wurden die zu erwartenden Verformungen mittels Überhöhungen kompensiert, welche allerdings im Bauzustand teilweise mittels temporärer Zugstangen kompensiert werden mussten, um bereits vor dem Einbau der Fassade die endgültige Gebäudeform zu erzwingen.

Auf bauliche Brandschutzmassnahmen konnte aufgrund einer Simulation mit Naturbrand weitgehend verzichtet werden, unterstützt durch die zukunftsorientierte, speziell für das Bauwerk entwickelte „Closed Cavity“ Fassade, welche ebenfalls einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen des Minergie-Standards leistet. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Stahlbauwerk entstanden, bei dem die gestalterischen und ingenieurtechnischen Belange ineinander übergehen.


Jury

Jurypräsident
Peter Berger

Dipl. Arch. ETH HTL BSA SIA

Doris Wälchli

Dipl. Arch. ETH SIA BSA

Tanja Reimer

Dipl. Ing. Architektur

Alain Nussbaumer

Prof. Dr. dipl. Ing. EPFL SIA

Joseph Schwartz

Prof. Dr. sc. techn. ETH, dipl. Bauing. ETH

Stefan Cadosch

Dipl. Arch. ETH SIA

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Mario Fontana

Prof. em. Dr. Mario Fontana

Sibil Sträuli

Dipl. Arch. ETH SIA

Daniel Meyer

Dipl. Ing. ETH SIA SWB

2014

Gewinnerprojekte

ARCA – Ausbildungszentrum SBV, Gordola

Bauherrschaft Schweizerischer Baumeisterverband SBV, Sektion Ticino

Architektur Durisch + Nolli Architetti Sagl, Massagno

Tragwerksplanung Jürg Buchli (gest. 2010), Haldenstein

Stahl- und Metallbau Unternehmen Mauchle Metallbau AG, Sursee

 

Photos David Willen

Die Werkstätten des Berufsbildungszentrums des Baumeisterverbandes stehen im Gewerbegebiet von Gordola, mitten im Schwemmgebiet der Magadino-Ebene. 2003 setzte der Langensee die Ebene das letzte Mal unter Wasser und richtete an den Maschinen des Berufsbildungszentrums grossen Schaden an.

Für den Neubau hoben die Architekten deshalb ihr 129 Meter langes und 29 Meter breites Gebäude mit Stützen rund drei Meter vom Boden ab. Auf der tischartigen Betonplatte stehen die silbern glänzenden Werkstätten, darunter liegen Parkplätze und Lagerflächen.Die seitlich über die Stützen auskragende Platte funktioniert als eine Art schwebendes Werksareal – die drei Abteilungen Metallbauer, Haustechniker und Holzbauer können so von beiden Seiten her erschlossen werden.Weil der Baugrund sich nicht für grosse Lasten eignete, haben sich die Architekten entschlossen, die tragenden Teile in Stahl zu bauen. Silbern schimmerndes Chromstahlblech unterstreicht die Leichtigkeit der Konstruktion.

In der Hülle spiegelt sich die Umgebung und erinnert an die zahlreichen Gewerbebauten der Magadinoebene. 43 Fachwerk-Sheds überspannen die gesamte Gebäudebreite von 27 Metern stützenfrei. Die Geometrie ist statisch begründet, denn so konnten die Träger feingliederig gebaut werden. Die Sheds bringen viel schattenlose Leichtigkeit in die Innenräume.

Die schlanke und luftige Konstruktion wird auch zur Leitungsführung verwendet: Strom, Gas, Luft werden entlang der unteren Gurte der Sheds von oben zu den einzelnen Arbeitsplätzen der Werkstätten geführt. Dreimal wird die gezackte Dachform über mehrere Sheds hinweg erhöht. Darunter liegen der aussteifende Betonkern mit den Umkleidekabinen, Waschräumen und Technikzentralen, im Obergeschoss jeweils zwei Klassenzimmer. Das Berufsschulhaus setzt die konstruktiven Mittel und Materialien sparsam und effizient ein, es nutzt eine klassische Licht- und Konstruktionslösung für eine expressive Architektur-Geste. Das Resultat ist ein leichtes und effizientes Low-Cost-Gebäude.


Tramdepot Bolligenstrasse, Bern

Bauherrschaft Bernmobil, Bern

Architektur Penzel Valier AG, Zürich

Tragwerksplanung Penzel Valier AG, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen JOSEF MEYER Stahl & Metall AG, Emmen H. Wetter AG, Stetten

 

Photos Dominique Uldry

Mit dem neuen Tramdepot am Stadtrand von Bern gelang ein harmonisches Zusammenspiel von architektonischem Entwurf und Tragwerk. Die regelmässige, streifenförmig gegliederte Halle weist eine einfachen Form auf, dank derer die hohen Ansprüche hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Organisation, kombiniert mit den Randbedingungen des knappen, schiefwinkligen Bauplatzes elegant gemeistert werden konnten.

Die prägnante Form der Halle ergab sich aus der nutzungstechnischen Notwendigkeit eines maximalen, stützenfreien Abstellbereichs, der Länge eines Tramzugs sowie den Anforderungen der notwendigen Kurvenradien. Die Planer entwickelten eine Struktur, die sowohl in der heutigen, als auch in den beiden vorgesehenen Erweiterungsphasen bezüglich Nutzung, Tragstruktur und architektonischer Gestaltung höchsten Anforderungen gerecht wird.

Die Überdachung wird über die gesamte Hallenlänge von rund 200 Metern durch eine Sheddachstruktur aus Stahlfachwerkträgern geführt. Eine einzige Stützenreihe trennt den Abstell- vom Unterhaltsbereich. Zur Längsaussteifung der Halle sind die inneren und äusseren Stützen paarweise V-förmig angeordnet. Sie zeichnen sich als gestaltbildendes Grundmotiv in Struktur und Rhythmus der Fassade ab und prägen damit die Gesamterscheinung des Gebäudes. Für die Ausbauetappen können die bestehenden Fassaden demontiert und die Spannweiten der Fachwerkträger bis zu 90 Meter verlängert werden.

Das äussere Erscheinungsbild der Halle wird geprägt durch die Leichtigkeit der Glas-Aluminiumhülle, durch deren transluzente Verkleidung nicht nur die farbigen Tramzüge, sondern ebenso das zusammengesetzte stählerne Tragwerk durchschimmern. Die grossflächige Verglasung sowohl in den Fachwerkträgern als auch in den Fassaden ermöglichen nicht nur hervorragende Belichtungsverhältnisse, sondern ebenfalls günstige klimatische Verhältnisse dank der Sonneneinstrahlung und erlaubt es, dank der solaren Einstrahlung die Halle in der Übergangszeit auch ohne Heizenergie zu betreiben.

Die Jury überzeugte die Nachhaltigkeit des Bauwerks hinsichtlich der vorbildlichen Nutzungsflexibilität. Hier ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Stahlbauwerk entstanden, bei dem die gestalterischen und ingenieurtechnischen Belange ineinander übergehen.


Birsbrücke, Birsfelden

Bauherrschaft Bau- und Verkehrsdepartement Kanton Basel-Stadt

Architektur Christ & Gantenbein Architekten, Basel

Tragwerksplanung zpf.Ingenieure AG, Basel

Stahl- und Metallbau Unternehmen Schneider Stahlbau AG, Jona

 

Photos Roman Keller

 

Die neue Birsbrücke liegt im stark frequentierten Naherholungsgebiet der Stadt Basel unmittelbar an der Mündung der Birs, zwischen der Grünanlage Birskopf auf der Basler Seite und dem Birsfelder Rheinpark. Mit einem sanften Bogen über den Fluss passt sie sich hervorragend in die sensible Landschaft ein.

Für eine möglichst klare und dünne Verbindung der beiden Ufer, musste die Tragkonstruktion unter der Belagsfläche angeordnet sein. Als statisches System wählte das Planerteam einen Zweifeldträger mit Spannweiten von 50.5 und 25.0 Metern. Die 75.5 Meter lange Brücke weist eine Konstruktionshöhe von lediglich 68 Zentimetern auf, so dass die Spannweite dem 72­fachen der Konstruktionshöhe entspricht. Möglich wurde diese Schlankheit durch die leichte und gleichzeitig steife orthotrope Brückenplatte aus Stahl.

Um die Eigenfrequenzen der Brücke, die bei dieser Bauweise auftreten können, aus dem kritischen Bereich zu verschieben, wurde das statische System durch die Variation der Spannweiten beziehungsweise der Steifigkeiten der Brückenabschnitte optimiert. Weiterhin werden die Schwingungen mittels Dämpfern eingeschränkt. Diese „Tilger“ sind in den Viertelspunkten der grösseren Spannweite angeordnet.

Der Ansatz, eine Tragkonstruktion zu realisieren, die wegen ihres optimierten statischen Systems nur eine geringe kritische Eigenfrequenzen aufweist und deshalb mit möglichst wenig Schwingungstilgern funktioniert, ermöglichte diese äusserst schlanke und dennoch effiziente Tragstruktur.


Verbindung Plessur – Halde, Chur

Bauherrschaft Hochbauamt Graubünden, Chur

Architektur Esch.Sintzel GmbH, Zürich

Tragwerksplanung Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen Tuchschmid AG, Frauenfeld

 

Photos Tuchschmid AG

 

Die sichere und vom Strassenverkehr entkoppelte Verbindung zwischen den zwei Schulstandorten wurde mit architektonischen Mitteln in Szene gesetzt und zu einem räumlichen Erlebnispfad erweitert. Nähert man sich der neuen Fussgängerverbindung zwischen den beiden Standorten der Kantonsschule Chur „Plessur-Aue“ und „auf der Halde“ bleibt man unwillkürlich und fasziniert stehen: Ist das nun eine in der Bewegung erstarrte Zahnradbahn, eine Raumskulptur, die den bischöflichen Weinberg in Beschlag nehmen will oder ein raffiniert in die Hangkante modellierter Fussgängersteg?

Die filigrane Stahlkonstruktion, die zuweilen massig und lastend, zuweilen schwebend, fast papieren erscheint, ist mehr als ein reines Schutzdach, das die Passanten weitgehend trockenen Fusses einen beachtlichen Höhenunterschied überwinden lässt: Sie ist skulptural ausgebildet, geht einen stimmungsvollen optischen und haptischen Dialog mit dem Fels und der Umgebung ein und bereichert die bereits dramatische Landschaft um einen baulich sehr präzisen Akzent.

Das Projekt überzeugt durch die klare architektonische Ausformulierung, die bewusste Materialwahl und das zurückhaltende, aber sehr inspirierende, konstruktive Konzept von Lift, Treppe und Überdachung. Die Konstruktion besticht durch die hochpräzise und in allen Facetten professionelle Ausführung. Es entsteht ein kompositorisches Zusammenwirken, das den Schülern ein intensives räumliches Erlebnis vermittelt.


Anerkennungen

Schauhaus Botanischer Garten, Grüningen

Bauherrschaft Zürcher Kantonalbank, Zürich

Architektur
BBP Architekten Bührer Brandenberger & Partner AG, Wetzikon | idA Buehrer Wuest Architekten SIA AG, Zürich

Tragwerksplanung Tuchschmid AG, Frauenfeld

Stahl- und Metallbau Unternehmen Tuchschmid AG, Frauenfeld

 

Photos Tuchschmid AG

 

Anstelle zweier alter und stark sanierungsbedürftiger Gewächshäuser wurde 2012 ein modernes Schauhaus realisiert. Die Stahl-Glas-Konstruktion fügt sich harmonisch in den Garten ein und beherbergt im ganzjährig warmen Klima eine reiche Palette an Pflanzen.

Die vielen Grossgehölze im botanischen Garten waren die Inspirationsquelle für die Verbindung von vier „Stahlbäumen“ zu der Tragstruktur des Gewächshauses. Diese Stahlbäume sind aus Flachstahllamellen zusammengefügt, welche aufgefächert den Stamm als Stütze bilden. Die Einzellamellen kreieren, wie Äste weit auskragend, ein Baumdach, auf welchem die Dachverglasungen aufliegen und die vertikalen Verglasungen anschliessen.

Das Schauhaus besticht durch seine Poesie, in welcher funktionelle, gestalterische wie auch konstruktive Anforderungen auf eine beeindruckend einfache und doch gestalterisch äusserts überzeugende Art und Weise in Einklang gebracht wurden. Als Metapher des Gewachsenen bietet die Stahlstruktur den Gewächsen Raum und Schutz zugleich – eine überzeugende Symbiose.


Swiss Tech Convention Center, Ecublens

Bauherrschaft MEG Ecublens CCR

Architektur Richter Dahl Rocha & Associés architectes SA, Lausanne

Tragwerksplanung Ingeni SA, Lausanne

Stahl- und Metallbau Unternehmen Hevron SA, Courtételle | Zwahlen & Mayr, Aigle

 

Photos Fernando Guerra

 

In den letzten Jahrzehnten erfuhr der neue Campus der Eidgenössischen Technischen Hochschule von Lausanne in Ecublens mehrere richtungsweisende bauliche Erweiterungen. Vier Jahre nach dem auch international für Furore sorgenden Rolex Learning Center wurde das Swiss Tech Convention Center anfangs 2014 eröffnet, ein einzigartiger Veranstaltungsort für Kongresse, Seminare und andere Grossanlässe.

Wichtiges Merkmal dieses multifunktionalen Komplexes ist seine beachtliche Wandelbarkeit: In wenigen Minuten lässt sich das 3’000 Sitzplätze fassende Auditorium in einen Bankettsaal umbauen. Dies wird durch ein System möglich, mit welchem die Sitzränge auf Knopfdruck versenkt werden können. Das Untergeschoss kann in kleinere Räume unterteilt oder als Grossraum genutzt werden.

Das in seiner Form als Tor zur Hochschulstadt wahrgenommene Gebäude ist als klassischer Stahlbau konzipiert. Kein anderes Material kann derart grosse Spannweiten mit filigraner Konstruktion und verhältnismässig moderatem Materialaufwand überbrücken. Die expressiv geknickte, stahlgraue, in rautenförmige Aluminiumplatten gehüllte und von vier Hauptstützen getragene Dachschale bestimmt die Silhouette des Gebäudes.

Sowohl technisch wie auch gestalterisch setzen die in die Glasfassade eingepassten farbigen Solarpaneele einen wichtigen gestalterischen Akzent. Sie vermitteln zwischen Aussen und Innen, tauchen den Innenraum in ein geheimnisvolles, fast sakrales farbiges Licht und produzieren fast nebenbei noch einen erheblichen Anteil der im Gebäude benötigten Energie.

Das Gesamtkonzept ist technisch innovativ, ökologisch fortschrittlich und sowohl funktional als auch formal einprägsam und überzeugend. Die schlüssige Materialwahl, die konsistente und ausgereifte konstruktive Umsetzung und die spannungsreiche Ausgestaltung der Innenräume führen zu einem architektonisch bestechenden Gesamtwerk, das im Hochschul-Campus von Lausanne einen wichtigen städtebaulichen Akzent setzt.


Panoramabrücke Sigriswil, Sigriswil

Bauherrschaft Verein Panorama Rundweg Thunersee, Thun

Architektur Berner Fachhochschule BFH AHB, Burgdorf

Tragwerksplanung Theiler Ingenieure AG, Thun

Stahl- und Metallbau Unternehmen Seiler AG, Bönigen

 

Photos Urs Schatt

 

Die Hängebrücke in Sigriswil, am nördlichen Seeufer des Thunersees gelegen, überspannt auf einer Länge von 340 Metern und in einer Höhe von 180 Metern den Guntenbachgraben. Die neue Panoramabrücke verbindet nicht nur die beiden Gemeinden Sigriswil und Aeschelen miteinander, sondern tritt weit sichtbar und landschaftsprägend in Erscheinung.

Die Kraft des Projekts liegt in der Leichtigkeit und zeigt, wie eine grosse Brückenspannweite mit wenigen, präzisen konstruktiven Mitteln sehr ökonomisch erreicht werden kann. Im Spannungsfeld von statischer Notwendigkeit und dem Wunsch nach einem Gefühl von Sicherheit und Stabilität arbeitet die Konstruktion mit minimalsten Mitteln. Zwei gegen die Brückenmitte geneigte V-förmige Pylone ermöglichen eine Fundation dieser Haupttragelemente mit nur einem Fundament in Nähe der Hangkanten. Die Gehwegkonstruktion wird mit Hängern in V-Form an die beiden Tragseile gehängt. Die Hänger formen zusammen mit dem Gehweg und dem Tragseil je ein aussteifendes Fachwerk. Mit dem Trogquerschnitt des Trägers, der aus gelochten und abgekanteten Stahlblechen zussammengefügt ist, wird die klassische Hängebrücke neu interpretiert.

Diese konsequente Umsetzung einer Ingenieurlösung veranschaulicht beispielhaft die gelungene Auseinandersetzung mit Aufgabenstellung und Materialeinsatz. Ein filigranes, spinnwebenartiges Objekt mit spektakulärer Aussicht ist das Ergebnis von Mut zu weniger, zu Reduktion und Einfachheit.


Haus Müller, Zürich

Bauherrschaft Richard und Christine Müller, Zürich

Architektur Christian Kerez Zürich AG

Tragwerksplanung Dr. Schwartz Consulting AG, Zug

Stahl- und Metallbau Unternehmen Schneider Stahlbau AG, Jona | Stahl- und Traumfabrik AG, Zürich

 

Photos Urs Schatt

 

Architektonisch bilden Struktur und Raum eine unzertrennliche Einheit. Das auf das Minimum reduzierte Tragwerk mit den aussenliegenden Stahlscheiben hält die Grundrisse von jeglichen Innenstützen frei. Im Zusammenspiel mit der rundum verglaste Fassade wird eine hohe Raumqualität und Nutzungsflexibilität erreicht.

Sechs innenliegende, sichtbare Stahlträger und sechs aussenliegende Stahlscheiben bilden das primäre Tragwerk des mehrgeschossigen Hauses. Die Stahlscheiben tragen zum einen die gravitationsbedingten Einwirkungen des Gebäudes ab, zum anderen nehmen sie die Horizontalkräfte auf. Zwischen je einem Scheibenpaar sind die Treppen-, Lift- und Kaminanlage integriert. Die innenliegenden, sichtbaren Stahlträger dienen als Auflager für die Ortbetondecken. Die Träger, welche die Gebäudehülle durchdringen, sind über durchkonstruierte, kraftschlüssige Verbindungen thermisch getrennt. An der thermischen Deckentrennung bei den Balkonen sind die Stahlträger verdoppelt. Die inneren Träger kommen ohne Brandschutzanstrich aus, die aussenliegenden Stahlelemente sind mit einem Anstrich entsprechend der Brandschutzklasse R30 versehen.

Die Jury würdigt mit einer Anerkennung des Prix Acier den gekonnten Einsatz von Stahl im Geschossbau. Die Haupttragstruktur aus Stahl bleibt sichtbar und besticht durch Reduktion und präzise, sorgfältige Detaillierung. Die Anforderungen an Brandschutz und Bauphysik sind innovativ gelöst.


Jury

Peter Berger

Dipl. Arch. ETH HTL BSA SIA

Stefan Camenzind

Dipl. Arch. HTL SIA

Roderick Hönig

Dipl. Arch. ETH

Heinrich Schnetzer

Dr. dipl. Ing. ETH

Joseph Schwartz

Prof. Dr. sc. techn. ETH, dipl. Bauing. ETH

Stefan Cadosch

Dipl. Arch. ETH SIA

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Mario Fontana

Prof. em. Dr. Mario Fontana

Beat Jordi

Dipl. Arch. ETH BSA SIA

Daniel Meyer

Dipl. Ing. ETH SIA SWB

2011

Gewinnerprojekte

Langensandbrücke, Luzern

Bauherrschaft Stadt Luzern | Tiefbauamt und SBB AG

Architektur Brauen & Wälchli Sàrl, Lausanne

Tragwerksplanung INGENI SA (ehem. Guscetti & Tournier SA), Carouge

Stahl- und Metallbau Unternehmen Zwahlen & Mayr SA, Aigle

 

Photos Yves André

Prises de vues des 30 et 31 juillet 2010
Prises de vues des 30 et 31 juillet 2010
Prises de vues des 30 et 31 juillet 2010

Die Langensandbrücke in Luzern überquert die Gleise des Hauptbahnhofes und verbindet das Stadtzentrum mit dem Stadtteil Tribschen in einem dichten Verkehrsknotenpunkt. Sie ersetzt eine in die Jahre gekommene Betonbrücke von 1938, welche den wachsenden Anforderungen des Strassen- und Schienenverkehrs nicht mehr gerecht wurde.

Täglich verkehren auf der Brücke über 20‘000 Autos und 1‘150 Busse, zudem fahren täglich 1‘200 Züge unter der Brück durch, weshalb auch die Aufrechterhaltung des Verkehrs während der Bauzeit eine technische Herausforderung darstellte.

Die neue Brücke überspannt das 80 Meter breite Gleisfeld stützenlos mit einem eleganten, leicht gebogenen Balken. Das Tragwerk besteht aus zwei Stahlhohlkästen mit in Verbund wirkender Betonfahrbahnplatte. Seitlich an die Kastenträger angeschweisst, in der Höhe deutlich von der Fahrbahn abgesetzt, verlaufen die Rad-Gehwege wie schützende Flügel in einem flachen Bogen mit den Hauptträgern über die Gleise.

Die Verbundbrücke mit einer beeindruckenden Schlankheit von 1:35, die Fundation mit schwimmend gelagerten Bohrpfählen in setzungsempfindlichen Baugrund, der Längseinschub der Brücke über dauernd in Betrieb bleibenden Gleisen, sowie die kurze Bauzeit unter Aufrechterhaltung des Verkehrs stellten an gesamte Projektteam hohe Anforderungen. Der Bau der Brücke erfolgt in zwei Etappen, wobei jeweils eine Brückenhälfte erstellt und im Taktschiebeverfahren an ihren Bestimmungsort geführt wurde.

Das Projekt überzeugt durch ein klares und komplex durchdachtes Tragwerkskonzept, eine schlichte und dennoch elegante gestalterische Durchbildung und durch die angemessen prägnante städtebauliche Integration. Es steht exemplarisch für das bisher wenig genutzte Potenzial von Stahlbalkenbrücken, die mit Leichtigkeit die hochkomplexen Anforderungen der heutigen Mobilität erfüllen.


Schutzdach Abbaye de Saint-Maurice

Bauherrschaft Abbaye de St-Maurice, St-Maurice

Architektur savioz fabrizzi architectes, Sion

Tragwerksplanung Alpatec SA, Martigny

Stahl- und Metallbau Unternehmen Zwahlen & Mayr SA, Aigle

 

Photos Thomas Jantscher

Die Abtei von Saint-Maurice entstand vermutlich bereits im 4. Jahrhundert am Fusse eines steilen Felshanges, der dem Bauwerk ursprünglich hätte Schutz bieten sollen. Ein Schutz, der sich später als Gefahr herausstellen sollte – denn herunterfallende Steine und Wasser haben immer wieder Schäden verursacht:

1611 hat ein Steinschlag beispielsweise zum Entscheid geführt, die Abtei zu verschieben, und 1942 hat ein Felssturz den Kirchturm sowie einen Teil des Schiffs zerstört. Erst kürzlich haben Ausgrabungen am Fuss des Felsens wichtige Zeitzeugen zu Tage gebracht. Die Grundmauern der Kirchen aus dem 4. und 11. sind perfekt erkennbar, sodass man sich entschied, diese Funde der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und den Ort mit einem Schutzdach zu versehen.

Ein leichtes, halbtransparentes Dach macht auf subtile Weise den Genius loci und die Geschichte des Ortes sichtbar: 170 Tonnen Steine scheinen wie ein Himmelszelt über dem bisher gefährdeten Zwischenraum zu schweben und illustrieren die permanente Gefahr, welcher der Ort ausgesetzt ist. Dem geschützten Raum verleiht die Überdachung eine ruhige, fast besinnliche Stimmung. Die halbtransparente Eindeckung filtert das Licht und erzeugt eine diffuse, gleichmässige Beleuchtung. Gleichzeitig schafft es den Dialog zwischen der schroffen Felswand und der historischen Steinfassade der Abtei.

Mit raffiniert einfachen und klaren Mitteln wurde hier ein Schutztragwerk gegen Steinschlag entwickelt, das den Ort in seiner sinnlichen Wahrnehmung und historischen Bedeutung aufwertet. Die Überdachung ist der anspruchsvollen Aufgaben sowohl technisch-konstruktiv wie in seiner architektonischen Ausformulierung in höchstem Masse gerecht geworden. Es zeugt von einem materialbewussten und schöpferischen Umgang mit dem Baustoff und von der Freude, mit einem kleinen Eingriff eine ergreifend angemessene und damit grossartige Wirkung zu erzielen.


Actelion Business Center, Allschwil

Bauherrschaft Actelion Pharmaceuticals Ltd., Allschwil

Architektur ARGE Herzog & de Meuron AG | Proplaning AG, Basel

Tragwerksplanung WGG Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel

Stahl- und Metallbau Unternehmen Winterhalter Stahlbau GmbH, Freiburg im Breisgau (D)

 

Photos Actelion Pharmaceutics Ltd.

Das neue Dienstleistungsgebäude des Pharmaunternehmens Actelion verkörpert mit seinem spektakulären architektonischen Ansatz das Bedürfnis nach Selbstdarstellung eines internationalen Konzerns, setzt sich aber auch mit der Frage auseinander, wie ein offenes Baugrundstück in einer periferen, grün-urbanen Umgebung räumlich markant besetzt werden kann.

Das Gebäude besteht aus gestapelten, vom Konstruktionsprinzip her unabhängigen Körpern, die dem Arealgeviert präzise und gleichzeitig zwanglos eingeschrieben sind. Durch die Überlagerung der geschossweise unterschiedlich disponierten Raumkörper ergibt sich im Innern und an seiner Peripherie ein grosse Vielfalt gestalteter Negativräume, wobei sich das Gesamtvolumen zur Strasse hin zu einer urbanen Blockform verdichtet. Die im Grundsatz einfache Tragstruktur aus Fachwerk- und Vierendeelträgern wird zu einem im Detail komplexen aber insgesamt robusten statischen Prinzip. Durch die verschobene Stapelung werden Auflagerbereiche durch die Fachwerkwirkung an anderen Orten abgefangen. Durch die Diagonalstellung der Fachwerkstäbe werden auch horizontale Lasten ohne die Einführung aussteifender Kerne abgetragen. Das äusserst strapazierte Verhältnis von Nutzfläche zu Gebäudehülle lässt zwar vermuten, dass die Energieeffizienz des Gebäudes wohl kaum einen exemplarischen Standard erreichen wird, doch spricht für die Nachhaltigkeit des Gebäudes auch die Vielfalt und Flexibilität des Raumangebotes.

Das elementare, im Grunde einfache Prinzip der Stapelung von Raumkörpern wird zu einer vielfältigen, vielschichtigen und funktional differenzierten Raumstruktur. Die teilweise gewagten Auskragungen und Spannweiten werden durch die Wahl von Stahl als Konstruktionsmaterial nicht nur technisch, sondern auch architektonisch souverän bewältigt. So spektakulär das Gebäude auf fotografischen Darstellungen aussehen mag, so atemberaubend der strukturelle Ansatz auf den ersten Blick wirken mag, so ausgewogen und ruhig, beinahe bescheiden wirkt das Gebäude in der realen Wahrnehmung vor Ort. Es steht als eine weitere Ikone des Stahlbaus für die Faszination eines Realität gewordenen Entwurfsgedankens und für die Kühnheit, die man sich im Stahlbau erlauben darf.


Anerkennungen

Sporthalle Esplanade, Biel

Bauherrschaft Stadt Biel, Hochbauamt

Architektur GXM Architekten, Zürich

Tragwerksplanung Dr. Deuring + Oeninger AG, Winterthur

Stahl- und Metallbau Unternehmen Jakem AG, Münchwilen

 

Photos Yves André

Prises de vues des 7 et 8 septembre 2009, film 1

Auf einem denkmalgeschützten Areal mit Werkhofcharakter steht als städtebaulicher Schwerpunkt die Sporthalle „Esplanade“. Eine weitgespannte Stahlkonstruktion überdacht den Hallenraum und bringt viel Licht und Leichtigkeit ins Innere. Das Grossvolumen mit einer Dreifachturnhalle übernimmt in seiner Formen- und Detailsprache Themen der industriell geprägten Umgebung auf und entwickelt diese weiter zu einem eigenständigen Gebäude mit starker Signalwirkung.

Ein einprägsames Dachvolumen aus einer mit Aluminiumblech eingedeckten Sheddachkonstruktion schiebt sich dabei über einen massiven Sockel, überkragt diesen auf der Eingansseite und bildet damit einen grosszügigen überdachten Eingangsbereich mit Kaskadentreppe.

Der schwere Unterbau hebt sich durch ein schmales Fensterband optisch von der Dachhülle ab. Auf diesem Betonsockel ruht die markante Stahlkonstruktion welche als Tageslicht spendende Haube die ganze Gebäudetiefe überspannt. Für eine gleichmässige und blendfreie Belichtung der Sporthalle sorgen insgesamt neun Shed-Fenster-Bänder. Das unverkleidete Stahltragwerk des Sheddaches prägt den Innenraum. Fachwerkträger aus Stahl überspannen die Halle in Querrichtung. Die etwa 35 Meter langen Träger lagern auf einer Seite auf den Fassadenstützen und gegenüber auf den Betonscheiben entlang der Tribünenrückwand auf. Lüftungskanäle und Beleuchtungsbänder wurden dabei sorgfältig in das Tragwerk, respektive in die Trapezbleche integriert. Die Sporthalle erfüllt den Minergie-Standard.

Der Boden des Foyerbereichs im Obergeschoss ist abgehängt und kragt nahezu acht Meter aus. Er besteht aus einer Stahlbetonverbunddecke mit Holoribblech und ermöglicht den stützenfreien Betrieb der darunter liegenden Feuerwehrnutzung.

Das Bauwerk zeichnet sich durch eine klare Formensprache und eine schnörkellose Direktheit im konstruktiven Detail aus. Seine pragmatische städtebauliche Haltung und eine entsprechende formelle Ausprägung werden in Anlehnung an den Industriebau in diesem Kontext verständlich. Das Projekt verdient deshalb eine Anerkennung.


Museum der Kulturen, Basel

Bauherrschaft Stiftung zur Förderung des Museums der Kulturen, Basel

Architektur Herzog & de Meuron Architekten, Basel | Proplaning AG, Basel

Tragwerksplanung ZPF Ingenieure AG, Basel

Stahl- und Metallbau Unternehmen Preiswerk + Esser AG Basel, Pratteln

 

Photos zpf Ingenieure

Das Museum der Kulturen in Basel ist das älteste völkerkundliche Museum Europas und das grösste der Schweiz. Bereits 1849 zeigte es die Altamerika-Bestände des Basler Geschäftsmannes Lukas Vischer und wurde seither durch Schenkungen zu einer der bedeutendsten völkerkundlichen Sammlungen Europas.

Bereits 1917 erbauten die Architekten Vischer & Söhne eine hofseitige Erweiterung, darauf folgten mehrere bauliche Ergänzungen. Mit dem umfassenden Umbau durch die Architekten Herzog & de Meuron wurde das Museum nun grundlegend erneuert und räumlich neu ausgerichtet. Auffälligstes Element ist dabei eine Erweiterung des Daches mit einem grosszügigen, räumlich komplexen Ausstellungsraum – ein gefalteter Aufbau, der sich prägnant in die Landschaft der Basler Altstadtdächer einfügt.

Der Dachkörper kragt über dem Eingangsbereich in den Hof hinaus. Vom Dachhimmel her wächst ein mehrschichtiger, blühender Pflanzenvorhang, der die ganze Fassade umhüllt. Das neue Dach ist unregelmässig gefaltet und mit grünen sechseckigen Ziegeln eingedeckt. Die leichte Konstruktion besteht aus einer gefalteten Fachwerkstruktur, die keinerlei Stützen braucht. Die räumlichen Fachwerke funktionieren mit einer neuen, doppelschichtigen Verbunddecke als statische Einheit. Es wurde sozusagen ein neues Dachgeschoss auf die bestehenden Wände gesetzt.

Sichtbar ist dies für die Besucher nicht – das komplexe räumliche Faltwerk leistet seinen Beitrag diskret unter der Verkleidung. Gerade dadurch zeigt das Projekt aber die Stärke des Stahlbaus für die Verwirklichung komplexer, leichter Geometrien auf, insbesondere auch in einem urbanen Umfeld wo die Leichtigkeit der Struktur und eine emissionsarme Bauweise sinnvolle Vorteile bieten.


Showroom Mercedes-Benz Kestenholz, Basel

Bauherrschaft Kestenholz Basel AG | Balintra AG | Genossenschaft St. Jakob-Park, Basel

Architektur Herzog & de Meuron Architekten AG, Basel

Tragwerksplanung WGG Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel

Stahl- und Metallbau Unternehmen H. Wetter AG, Stetten

 

Photos Duccio Malagamba

Der St. Jakob-Park ist ein durch die Planung der Architekten Herzog & de Meuron neu gestaltetes Stadtgebiet im Süden von Basel. Nebst dem bekannten Stadion, prägt der markante St. Jakob-Turm das Bild. Terrassen, schiefe Ebenen und Treppenlandschaften verbinden Innen und Aussen zu einem zusammenhängenden, bewegten Raum, der im Hochhaus gipfelt.

Der Showroom Mercedes Benz wird als ein urbanes Geländestück gelesen, das sich für eine transparente Nutzung zur Strasse hin öffnet. Decken und Wände wurden aus der Topographie der Plattform heraus entwickelt, so dass sie ein räumliches Faltwerk bilden. Der eigentliche Showroom präsentiert sich dadurch auf einer mehrfach geknickten Rampe, die sich durch den Raum bewegt.

Das Tragwerk folgt der architektonischen Intention. Die gefalteten Decken werden aus Dreiecken und Rhomben gebildet, die an ihren Kanten schiefwinklig aneinandergefügt sind. Zusammen mit einer Verbunddecke entsteht ein stabiles Faltwerk, welches nur an wenigen Punkten gestützt wird. Die Stabilisierung der Dachebene aus insgesamt 10 Dreiecken wird durch die Scheibenwirkung der Bleche und die schubsteife Verbindung der Randträger gewährleistet.

Das Projekt ist für eine gewerbliche Nutzung von aussergewöhnlicher architektonischer Qualität, die sicher im Zusammenhang mit seiner raumbildenden Bedeutung im Gesamtprojekt des St. Jakob-Areals gewertet werden kann. Interessant ist die Anwendung eines Stahltragwerks für eine Formgebung, die in ihrer räumlichen Prägnanz und Gesamtform eher an Beton denken lässt. Die Offenheit der Räume und die grossen Spannweiten zeigen jedoch klar, dass hier nur Stahl tragen kann.


Rolex Learning Center, ETH Lausanne

Bauherrschaft EPFL VPPL, Lausanne

Architektur Kazuyo Sejima + Ryue Nishizawa | SANAA, Tokyo; Architram, Renens

Tragwerksplanung Groupement B+G Ingenieure Bollinger & Grohmann, Frankfurt a. M. | Walther Mory Maier Bauingenieure AG, Münchenstein

Stahl- und Metallbau Unternehmen Sottas SA, Bulle

 

Photos Christian Richters

Wie ein fliegender Teppich legt sich das Rolex Learning Center der ETH Lausanne ins Campusgelände am Ufer des Lac Léman. Es ist eine gebaute Landschaft, die auf 20‘000 Quadratmetern einen weitläufigen Raum für den Austausch der Wissenschaften und für inspirierende Lernatmosphäre bietet.Die sanft modulierte, hügelige Fläche besteht aus zwei Schalen, zwischen denen sich der Raum frei ergiesst.

Die untere Schale ist eine Stahlbetonkonstruktion, darüber erhebt sich die luftig leichte, auf schlanken Stützen schwebende Stahlkonstruktion. Insgesamt vierzehn Lichthöfe sind in organischer Form in die Schalen geschnitten, so dass für den Innen- und Aussenraum eine vielfältige Szenerie entsteht.

Für die Umsetzung der von japanischen Architekten entworfenen Grossform gab es keine Referenz. Das Tragsystem wurde durch ein interdisziplinäres Team von Ingenieuren und Praktikern neu entwickelt, wobei sowohl bei der Betonschale wie auch bei der leichten Welle in Stahl und Holz neue Wege gesucht wurden. Um die Bewegung der Schalen fliessend nachzuformen, wurden die Primärträger in Stahl nicht gebogen, sondern aus segmentierten Profilträgern zusammengesetzt. Die Sekundärstruktur besteht aus Brettschichtträgern, welche die Krümmung perfekt aufnehmen konnten. Die obere Welle ist also eine Hybridkonstruktion, welche sich den Erfordernissen optimal anpasst. Trotz der grossen Fassadenfläche erfüllt das Gebäude die Anforderungen an das nachhaltige Bauen und den Minergiestandard.

Das Projekt verweist auf die Innovationskraft der Verbundbauweise für eine kunstvolle Architektur, deren Aufwand sich ohne prestigeträchtige Ausstrahlung des Bauwerks wohl kaum rechtfertigen liesse. Die Realisierung dieser komplexen Form zeugt von der grossen Kompetenz der beteiligten Planer- und Ausführungsfirmen und von der Experimentierfreude einer technischen Hochschule, die auch im Bereich des Bauens die Grenzen des Möglichen exploriert.


Schulgebäude BASPO, Magglingen

Bauherrschaft Bundesamt für Bauten und Logistik, Bern

Architektur spaceshop Architekten, Biel

Tragwerksplanung Tschopp Ingenieure, Bern

Stahl- und Metallbau Unternehmen
Casaulta & Klos, Bern | Scheidegger Metallbau AG, Kirchberg

 

Photos spaceshop Architekten | Yves André

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Suivi de chantier, état des lieux du bâtiment vide, 22 septembre 2010

Das Bundesamt für Sport in Magglingen liegt hoch über dem Bielersee. 1944 gegründet, beherbergt es heute nebst den Verwaltungsräumen auch ein Kurs- und Tageszentrum, vielfältige Sportanlagen, Werkstätten und ein Hotel. Das Hauptgebäude wurde 1970 vom Bieler Architekten Max Schlup erbaut, einer der Protagonisten der Jurasüdfuss Architekten.

Es galt in dieser Zeit als überzeugendes Beispiel des modernen Stahlbaus und der Solothurner Schule, die mit dem konstruktiven und seriellen Bauen weit über die Schweiz hinaus Bekanntheit erlangte.

Die Sanierung des Gebäudes umfasst die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen, die Revision der Gebäudetechnik, die Anpassung an bauliche Anforderungen und Energie-Effizienz der Gebäudehülle sowie den sorgfältigen Rückbau zur räumlichen Grosszügigkeit der ursprünglichen Raumkonzeption. So wurden möglichst viele originale Bauteile erhalten und in ihrer ursprünglichen Funktion wieder verwendet. Der Stahlbau befand sich in einem ausgezeichneten Zustand und erfüllte praktisch ohne zusätzlichen Aufwand die Anforderungen an Erdbebensicherheit. Notwendige Eingriffe sind mit einer vom ursprünglichen Bauwerk abgeleiteten Systematik und Architektursprache entwickelt worden. Neue Eingriffe, wie ein Lichthof und Trennwände aus Glas, setzen sich durch eine monochrome Behandlung aller Oberflächen und einer filigraneren Detailausbildung subtil vom Bestand ab.

Die Sanierung dieses Stahlbaus ist ein Beispiel für eine gelungene Gratwanderung zwischen Erhalten und Weiterbauen. Sie würdigt die Qualität einer auch heute noch modernen Architektur, die in den vergangenen Jahrzehnten oft missverstanden wurde. Das Erhalten und Aufwerten vorhandener Bausubstanz ist ein wichtiger Beitrag zu einer ressourcenschonenden Bauweise. Die Anerkennung gilt deshalb sowohl der rücksichtsvollen und fachmännischen Sanierung, als auch den ursprünglichen Verfassern dieses Bauwerks, das in seiner Substanz auch heute noch zu überzeugen vermag.


Auditorium Weichenbauhalle, Bern

Bauherrschaft Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion, Amt für Grundstücke und Gebäude, Bern

Architektur Giuliani.Hönger Architekten ETH BSA SIA, Zürich

Tragwerksplanung Dr. Schwartz Consulting AG, Zug

Stahl- und Metallbau Unternehmen
Paul Gysin Stahl- und Apparatebau AG, Böckten | Preiswerk + Esser AG, Pratteln

 

Photos Karin Gauch | Fabien Schwartz

Die Weichenbauhalle wurde 1914 von der Firma vonRoll erbaut und diente während mehrerer Jahrzehnte der Herstellung von Weichen für Bahngleise. Sie bildet das Zentrum des Industrieareals vonRoll in Bern, das in den kommenden Jahren schrittweise zu einem Campus für Humanwissenschaften transformiert wird.

Als Herzstück der Anlage wurde die Weichebauhalle zu einem Hörsaalgebäude mit 7 Sälen und insgesamt 1‘500 Plätzen umfunktioniert. Der Umbau war mit denkmalpflegerischen Auflagen zu realisieren, so dass die ursprüngliche Stahlkonstruktion integral erhalten blieb. In die Halle wurden zwei Hörsaal-Körper nach dem Prinzip „Haus im Haus“ eingebaut, so dass die filigrane Stahlfassade der Halle erhalten blieb und die Zwischenzonen für Foyer und Erschliessung dienen. Das Gebäude erfüllt so den Energiestandard Minergie ECO.

Verschiedene Durchblicke und Raumbeziehungen machen die Dimensionen des ursprünglichen Hallenraumes spürbar. Das historische Fassaden- und Dachtragwerk in Stahl ist äusserst filigran konstruiert, hingegen sind die Stützen im Inneren auf den Transport der Gussgeleise ausgelegt und deutlich massiver ausgebildet, so dass sie statisch auch für die neuen Hörsäle in Holzbauweise gebraucht werden können. Die Dachbinder wurden durch neue Profile verstärkt und im Hörsaal zwei Stützen durch eine Unterspannung des Trägers ersetzt. Sämtliche Verstärkungen wurden geklemmt, sodass ein vollständiger Rückbau denkbar wäre. Die Filigranität der bestehenden Konstruktion prägt auch heute das Gesamtbild.

Gewürdigt wird der sorgfältige Umgang mit dem bestehenden Stahltragwerk des Gebäudes und seine Aufwertung als gestalterisches Raumelement. Das Projekt zeigt, dass ein Stahlbau im Laufe der Zeit diverse Nutzungen zulässt und auch für hohe Raumansprüche nichts von seiner praktischen und ästhetischen Qualität einbüsst. Der Umbau verdient deshalb eine Anerkennung des Schweizer Stahlbaupreises.


Gleisbogenbrücke, Zürich West

Bauherrschaft Tiefbauamt der Stadt Zürich

Architektur huggenbergerfries Architekten AG, Zürich

Tragwerksplanung Aerni + Aerni Ingenieure AG, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen Baltensperger AG, Höri

 

Photos Gabriel Baumann

Das Stadtgebiet von Zürich-West mausert sich vom Industriequartier zur urbanen City mit markanten Gebäuden wie dem Prime-Tower und dem Mobimo-Hochhaus. In der Horizontalen prägt nun eine sanfte Bogenbrücke das Strassen- und Stadtbild. Die Fussgänger- und Velo-Passerelle mit ihrer schwungvollen Fahrbahn bildet eine Torsituation zur Stadt hin und wird so zur einem erfahrbaren städtebaulichen Markstein an einem schwer befahrenen Verkehrsknotenpunkt.

Die Brücke ist Teil eines grünen Weges entlang dem ehemaligen Bahngleis, der als Erholungsraum für das neue Wohnquartier Pfingstweid in einem grosszügigen Bogen bis zum Bahnhof führt. Die Farbe Rot zieht den Faden – sie ist auf der Innenseite der Rampen- und Brückenbrüstung, auf der Unterseite der Brücke und als Belag für die anschliessenden Wege sichtbar. Die Passerelle besteht aus zwei aufsteigenden Rampen und einer Brücke aus zwei gegeneinander geneigten Bögen mit abgehängter Fahrbahn, welche auf einer Höhe von 5 Metern 57 Meter ohne Zwischenabstützung überspannt. Die Seiten des Brückenbogens verbreitern sich an den Fusspunkten, so dass hier beidseitig Treppenabgänge eingepasst werden konnten. Das gesamte Bauwerk und die Treppenläufe besteht aus Stahl.

Die Brücke erinnert in ihrer expressiven Ausprägung an den Entwurf von Leonardo da Vinci für die Brücke am Bosporus. Obwohl diese formale Analogie vermessen scheinen mag, wirkt der sanfte und einprägsame Schwung über einen dicht befahrene Autobahnzubringer städtebaulich wohltuend klärend und angemessen. Das Bauwerk zeugt von der starken räumlichen Wirkung von Hohlkastenkonstruktionen in Stahl. Eine Anerkennung verdient insbesondere die konsequente konstruktive Umsetzung bis hin zu den Rampen und Treppenaufgängen in Stahl und die sorgfältige Detaillierung. Das Projekt verdeutlicht das Potenzial des Materials für städtebaulich prägnante Eingriffe.


Passerelle Pratocarasso – Galbisio, Bellinzona

Bauherrschaft Città di Bellinzona, Servizi Urbani Comunali, Bellinzona

Architektur Ambrosetti Mozzetti Siano Architetti, Bellinzona

Tragwerksplanung Spataro Petoud Partner SA, Bellinzona

Stahl- und Metallbau Unternehmen Officine Ghidoni SA – Ferriere Cattaneo SA, Riazzino

 

Photos Franco Mattei

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Die Passerelle über den Fluss Ticino verbindet zwei städtische Quartiere von Bellinzona, Galbisio und Pratocarasso. Die neue Verbindung dient der besseren Erschliessung von neuen Wohngebieten und Schulen im Norden der Stadt, der Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs und der Aufwertung der Flusslandschaft als Erholungsgebiet.

Als klares, lineares Verbindungselement zwischen den beiden Hochwasserschutzdämmen des Ticino strahlt die Brücke Urbanität aus, nimmt aber in ihrer Ausrichtung auch Bezug zur Landschaft und den wetterbedingten Verhältnissen wie dem starken Nordwind. Ein einziger einfacher Balken überspannt das breite Flussbett. Durch die Signalfarbe Rot verschwimmt die Massstäblichkeit und die Brücke wirkt, als sei ein Mikado-Stab nach dem Spiel der Bergriesen zufällig hier liegen geblieben. Der Hauptträger mit einer Länge von rund 160 Metern ist als stehender, geschlossener Kasten ausgebildet. In Querrichtung kragt einseitig die Fahrbahn aus, begrenzt durch eine weich geformte Brüstung. Der Weg ist dadurch vor dem starken Nordwind geschützt und öffnet den Blick nach Süden in die Kieslandschaft. Auch nachts ist durch eine LED-Beleuchtung für eine effektvolle Wirkung der Flussüberquerung gesorgt.

Die asymmetrische Komposition erinnert an ein Werk von Mondrian – die radikale Linearität des Balkens wird durch die schlichten, insbesondere im Auflagerpunkt auf ein Minimum reduzierten Zwischenabstützungen noch unterstrichen. Was im ersten Moment als „Strich in der Landschaft“ wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als differenzierter, kunstvoll minimalistischer Eingriff von radikaler Einfachheit. Dass dies mit Stahl gelingt, verdient eine Anerkennung.


Jury

Peter Berger

Dipl. Arch. ETH HTL BSA SIA

Stefan Camenzind

Dipl. Arch. HTL SIA

Inès Lamunière

Dipl. Arch. ETH SIA

Heinrich Schnetzer

Dr. dipl. Ing. ETH

Evelyn C. Frisch

Dipl. Arch. ETH

Christoph Gemperle

Dipl. Ing. ETH

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Mario Fontana

Prof. em. Dr. Mario Fontana

Beat Jordi

Dipl. Arch. ETH BSA SIA

Daniel Meyer

Dipl. Ing. ETH SIA SWB

2009

Gewinnerprojekte

Baldachin, Bahnhofplatz Bern

Bauherrschaft Bauherrengemeinschaft Neuer Bahnhofplatz Bern vetreten durch Stadtbauten Bern

Architektur marchwell Valentino Marchisella Architekten | Zürich Wellmann Architekten AG | Bern Atelier 5 Architekten und Planer AG, Bern

Tragwerksplanung Ove Arup Facade Engineering, London (Konzept) | Ernst Basler + Partner AG, Zürich (Vor- u. Bauprojekt, Vordimensionierung) |
Walt + Galmarini AG, Zürich (Stahlbau) | Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Zürich (Glas)

Stahl- und Metallbau Unternehmen Tuchschmid AG, Frauenfeld

Photos Tuchschmid | Alexander Gempeler, Bern

Eine gläserne Welle überdacht den neuen Bahnhofplatz von Bern. Der rund 85 Meter lange und 40 Meter breite Baldachin überspannt die Haltestellen von Tram und Bus sowie einen grossen Teil des öffentlichen Platzes, der als neues Tor zur Altstadt an städtischer Prägnanz gewonnen hat. Unter der eleganten, leichten und transparenten Grossform, bleibt der Blick auf die historischen Fassaden der Stadt erhalten.

Mit der Platzgestaltung wurde auch der Verkehr neu geregelt, so dass der Bahnhofplatz von einer chaotischen Verkehrskreuzung zu einer grosszügigen Flaniermeile wurde.

Der Baldachin ruht auf einer Tragstruktur aus 6 Kastenträgern auf insgesamt 12 eingespannten Stahlstützen, in Querrichtung dazu verlaufen die zweifach gekrümmten Sekundärträger, welche die Dachform als Welle definieren. Zwischen diesen Sekundärträgern liegen Tertiärträger, an welchen die Punkthalterungen für insgesamt 528 Glasplatten unterschiedlicher Geometrie angebracht sind. Die Gläser werden von oben gehalten und verbinden sich zu einer hauchdünnen, geschlossenen Membran. Die mehrfache Krümmung der Dachfläche stellte hohe Anforderungen an die Präzision der Ausführung während Produktion, Transport und Montage.

Das Bauwerk überzeugt durch seine zurückhaltend elegante Form und die äusserst filigrane und transparente Konstruktion in einem bedeutenden, historischen Kontext der Bundeshauptstadt. Die präzise und auf das Wesentliche reduzierte Detaillierung des Stahlbaus und seine weiche Gesamtform nehmen Bezug auf die Funktion des Platzes als hochfrequentierter, öffentlicher Ort und als einladende Geste für Ankömmlinge und Stadtbürger. Die Jury wählt das Projekt als Preisträger für den Prix Acier 2009.


Schulanlage Leutschenbach, Zürich

Bauherrschaft Stadt Zürich, Immobilienbewirtschaftung und Schul- und Sportdepartement, vertreten durch Amt für Hochbauten

Architektur Christian Kerez, Zürich in Zusammenarbeit mit BGS & Partner Architekten AG, Rapperswil

Tragwerksplanung Dr. Schwartz Consulting AG, Zug in Zusammenarbeit mit dsp Ingenieure & Planer AG, Greifensee

Stahl- und Metallbau Unternehmen Zwahlen & Mayr SA, Glattbrugg

Photos Dario Pfammatter, Architekturbüro Christian Kerez

Das Schulhaus Leutschenbach gehört zu den ambitioniertesten Stahlbauten der Schweiz. Sowohl als Typologie für eine Schule als auch in seiner ungewöhnlichen Tragstruktur ist es ein Experiment. Der Bau steht auf der grünen Wiese in einem ehemaligen Industriequartier von Zürich und soll dem neuen, geplanten Stadtteil zu einem selbstbewussten, urbanen Gesicht verhelfen.

Die Nutzungen sind in einer möglichst kleinen Grundrissfläche zu einem 33 Meter hohen Haus gestapelt – zuoberst thront eine Dreifachturnhalle. Damit bleibt die umliegende Grünanlage möglichst unberührt, was durch die Aufhebung der optischen Grenzen zwischen Erdgeschoss und Aussenraum thematisiert wurde.

Das Tragwerk besteht aus einem System von aufeinandergestellten und abgehängten Fachwerken. Zwei 3-Geschosshohe Fachwerkverbände lagern auf insgesamt 6 dreibeinigen, raumhohen Stützen im Erdgeschoss und tragen zwei Fachwerkverbände in Gegenrichtung, auf welchen einerseits die Turnhalle ruht und andererseits die darunterliegenden Geschosse aufgehängt sind. Damit wirken das Erdgeschoss und das vierte Obergeschoss von aussen stützenfrei. Nur eine fugenlose Glashaut trennt die Räume vom Aussenraum ab. So gibt es im ganzen Schulhaus keine massiven Wände. Die Geschossdecken sind allerdings in Beton ausgeführt und nehmen sämtliche Installationen auf, was zur haustechnischen und statischen Herausforderung wurde.

Die gesamte Tragstruktur bleibt überall sicht- und erlebbar, der Verlauf der Kräfte wird deutlich offengelegt. Die Stärke dieses Beitrages liegt im innovativen Ansatz der Stapelung von unterschiedlichen Nutzungseinheiten und damit verbunden im anspruchsvollen Umgang mit der Gebäudestatik. Form und Tragwerk bilden eine Einheit, wobei der Aufwand in Konstruktion und Ausführung eher im Sinne eines Experimentes zu sehen ist. Die Jury zeichnet diesen Bau aufgrund seines expressiven und ausserodentlichen Charakters mit dem Prix Acier 2009 aus.


Zentrale Merck Serono, Genf

Bauherrschaft Merck Serono SA, Genf

Architektur Murphy/Jahn, Chicago

Tragwerksplanung Werner Sobek, Stuttgart

Stahl- und Metallbau Unternehmen Sottas SA, Bulle

Photos Rainer Viertlböck, Gauting | © Merck Serono S.A. 2006

 

Der Neubau und die Sanierung des Verwaltungsgebäudes für das Pharmaunternehmen Merck/Serono in Genf zeichnen sich durch hochtransparente Stahl-Glas-Konstruktionen in Fassade und Dach aus. Besonders hervorzuheben sind das zu öffnende Dach über dem sogenannten Forum sowie die darunterliegenden Fassadenkonstruktionen. Es handelt sich hier um das weltweit grösste zu öffnende Glasdach.

Der bestehende Gebäudekomplex wurde im Zuge einer Sanierung vollständig entkernt und mit drei Neubauten ergänzt, die jedoch mit Ausnahme der letzten Etage und der Dachkonstruktion in Massivbauweise ausgeführt sind. Zwischen den Neubauten liegen weit gespannte Passerellen in Stahl sowie Treppen- und Liftanlagen. Die gesamte Dachkonstruktion in Stahl dient auch als Aufhängevorrichtung für die Stahl- und Metallfassaden des Gebäudes. Das Dach überspannt auch ein Atrium, welches vollständig verglast ist. Das Kernstück der Anlage bildet das Forum – ein 25 Meter hoher Glasbau in Form eines Viertelkreises, dessen fächerförmiges Dach sich hydraulisch öffnen lässt. Das ca. 1000 m2 grosse Forumsdach ebenso wie die ca. 12 m hohen drehbaren Glastore und der aussenliegende Sonnenschutz sind wichtige Bestandteile des Klimakonzeptes des Gebäudes.

Der Stahl- und Metallbau in diesem Projekt bleibt grösstenteils sichtbar und besticht durch die präzise und sorgfältige Detaillierung. Die meisten Haupt- und Sekundärtragelemente bestehen aus geschweissten Kastenprofilen, wobei die Schweissnähte nicht sichtbar sind. Stahl wirkt hier als Botschafter für Grosszügigkeit, Eleganz und Präzision. Die Konstruktion besticht ihre Filigranität und reagiert mit Leichtigkeit auf die hohen technischen Anforderungen. Das Projekt wird deshalb mit dem Prix Acier 2009 ausgezeichnet.


IMD – Maersk Mc-Kinney Moller Center, Lausanne

Bauherrschaft IMD – International Institute for Management Development, Lausanne

Architektur Richter et Dahl Rocha Bureau d’architectes SA, Lausanne

Tragwerksplanung MP Ingénieurs Conseils SA, Crissier

Stahl- und Metallbau Unternehmen Sottas SA, Bulle

Photos Yves André, St.-Aubin-Sauges|Olivier Wavre, Lausanne

 

An exklusiver Lage mit Blick auf den Lac Léman erstreckt sich der Campus des International Institut for Management Development IMD. Der jüngste Neubau der Anlage ist ein Lehrgebäude mit diversen Hörsälen und Seminarräumen. Der weisse, langgestreckte Baukörper in Stahl ruht auf einem massiven Sockelgeschoss.

Die horizontale Schichtung der drei Geschosse wird durch eine Differenzierung der Fassaden thematisiert, so dass das Bauvolumen eine schwebende Leichtigkeit gewinnt. Die geometrische Präzision des Baukörpers vermittelt Strenge und Konzentration, aber auch Weite und Grösse, die sich auch im Inneren durch eine grosszügige Raumfolge von Atrium, Lichthof und Auditorien widerspiegelt. Grosse Spannweiten ermöglichen weitgehend stützenfreie Räume und einen offenen Raum- und Lichtfluss.

Die Lage des grossen Auditoriums bestimmt das Tragsystem, welches Spannweiten von 19 bis 58 Metern bei minimaler Deckenhöhe erlaubt und damit zu einer optimalen Raumausnutzung führt. Die leichte Skelettkonstruktion aus Lochstegträgern ist prädestiniert für die einfache und flexible Leitungsführung sowie für minimale Fundamente. Der der Rohbau war in nur 8 Monaten produziert und montiert. Durch die Verwendung von Recyclingstahl, die Reduktion der Massen und die Flexibilität in der Nutzung wird der Bau den Anforderungen an das nachhaltige Bauen in hohem Masse gerecht.

Dieses Gebäude ist ein attraktives Beispiel für den wirtschaftlichen und ökologischen Einsatz von Stahl im Geschossbau. Obwohl das Material kaum sichtbar in Erscheinung tritt, zeugt die grosszügige Eleganz der Räume und der Lichtführung vom Potenzial der Stahlbauweise. Das Projekt wird deshalb mit dem Prix Acier 2009 ausgezeichnet.


Passerelle über die Verzasca, Tenero-Contra / Gordola

Bauherrschaft Gemeinden Tenero-Contra / Gordola

Architektur Blue Office Architecture, Bellinzona

Tragwerksplanung Giorgio Masotti, Bellinzona

Stahl- und Metallbau Unternehmen Officine Ghidoni SA, Riazzino

Photos Danny Noel, Agarone

 

Nahe der Mündung des Flusses Verzasca in den Lago Maggiore verbindet die Passerelle die beiden Gemeinden Tenero-Contra und Gordola. Sie ist Teil eines Weg- und Brückennetzes zwischen Bellinzona und Locarno und überquert mit 120 Metern eine natürliche Flusslandschaft der Verzasca.

Eine alte Steinbrücke im Verzascatal bot die formale Anlehnung für den Brückenentwurf: In Stahl auf das materielle Minimum reduziert, aber umso kräftiger und eleganter in seiner tragenden Geste.

Eine Doppelwelle zeichnen zwei parallel geführte Rundrohre, die jeweils an den Brückenköpfen zusammenlaufen. Dazwischen gespannt sind sekundäre Rundrohre in K-Form – als Abstandhalter und zur Aussteifung. Die Doppelwelle berührt das Flussbett nur an einer Stelle und lagert dort auf einem Stützpunkt aus Beton auf. Die Fahrbahn aus vorgefertigen Betonelementen liegt auf einem horizontalen Stahlfachwerk auf, welches an Stahlkabeln an den Bogensegmenten aufgehängt ist und gleichzeitig auf den beiden Hauptverstrebungen auflagert. Besonderes Augenmerk wurde auf die Ausbildung der Brückenköpfe gelegt, welche die Kräfte der Stahlbögen aufnehmen.

Die Balustrade mit integrierter Beleuchtung folgt der Neigung zwischen Fahrbahn und Stahlbögen – die Beleuchtungselemente setzen sich in den angrenzenden Wegen fort, so dass sie mit der Überbrückung des Wassers zu einer Bewegung zusammenlaufen. Mit der Auszeichnung Prix Acier 2009 würdigt die Jury ein interessantes, poetisches und elegantes Brückenbauwerk mit ausgeprägtem, individuellem Charakter.


Anerkennungen

Collège de la Combe, Cugy

Bauherrschaft ASICE Association Scolaire Intercommunale de Cugy et Environs, Cugy

Architektur FRAR Frei Rezakhanlou architectes, Lausanne, Genf

Tragwerksplanung SD Ingénierie Lausanne SA, Lausanne

Stahl- und Metallbau Unternehmen Sottas SA, Bulle

 

Photos Jean Michel Landecy, Genf

 

Das Schulhaus „Collège de la Combe“ beherbergt die Schüler von vier kleinen Gemeinden des Kanton Waadt, nördlich von Lausanne gelegen. Der leichte, mehrgeschossige Stahlbau ist mit Holz verkleidet und integriert sich so harmonisch in die ländliche Umgebung.

Grosse Spannweiten und eine schlichte, horizontale Gliederung des grossen Baukörpers strahlen unprätentiöse Modernität aus und sprechen für das Selbstbewusstsein der Gemeinden in einer Zeit, wo Nachhaltigkeit im Bauen zur gesellschaftlichen Verpflichtung geworden ist.

So geschlossen der Baukörper von Aussen scheinen mag – im Innern entwickelt sich ein spannendes, lichtdurchflutetes Raumgefüge von geschlossenen und offenen Zonen mit einer zweigeschossigen Turnhalle, Loggien, einem zentralen Innenhof sowie einem grosszügigen Pausen- und Luftraum um die Treppe. Das umfangreiche Raumprogramm umfasst 16 Klassenräume, Sport-, Veranstaltungs- und Werkräume, Cafeteria und grosszügige Foyers.

Der Bau ist funktional, kostengünstig und von einer pragmatischen Eleganz. Erreicht wurde dies durch einen einfachen Stahlskelettbau, der grosse Spannweiten und die kurze Bauzeit von nur 16 Monaten ermöglicht. Die einfache Verbundkonstruktion des Deckensystems zusammen mit den grossen Spannweiten bietet eine hohe Flexibilität in der Nutzung. Durch die Verwendung von Recyclingstahl und Holz sowie durch die Reduktion der Baumasse und einem angemessenen Energiekonzept entspricht dieses Gebäude den Anforderungen an die Nachhaltigkeit in höchstem Masse. Das Gebäude wird von der Jury des Prix Acier mit einer Anerkennung gewürdigt.


Sporthalle Gotthelf, Thun

Bauherrschaft Stadt Thun, vertreten durch Amt für Stadtliegenschaften

Architektur müller verdan architekten, Zürich, ehemals müller verdan weineck architekten

Tragwerksplanung Walt + Galmarini AG, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen Jakem AG, Münchwilen

 

Photos Hannes Henz, Zürich

 

Tagsüber grau schimmernd, nachts als leuchtender Dachkörper präsentiert sich diese Dreifachturnhalle als schwebend leichtes Grossvolumen. Über einem gedrungenen, vollständig verglasten Erdgeschoss erhebt sich eine fast textil anmutende Haube aus Stahl und lichtdurchlässigem Kunststoff. Die Typologie als Dreifachturnhalle ermöglicht parallele Turn- und Grossveranstaltungen mit Publikum.

Die Nutzfläche von rund 3000 Quadratmetern kann in drei separate Hallen unterteilt werden. Während die Publikumsebene praktisch ebenerdig erschlossen wird, ist die Ebene der Sporthalle und der Nebenräume um ein Geschoss abgesenkt.

Der Stahlbau stülpt sich als Hülle über den abgesenkten Raum, wobei ein transparentes Fensterband als Fuge zwischen Beton-Untergrund und lichtdurchlässiger Fassade wirkt. Die Dachstruktur besteht aus hohen, schlanken Hauptträgern aus Stahlblech und einer Lage Sekundärträgern dazwischen, so dass die Decke durch die dadurch gezeichneten Kassetten ungerichtet wirkt. Getragen wird diese weitgespannte Hallendecke durch schlanke Stahlstützen in der Fassadenebene – ausgesteift durch feine, diagonale Zugbänder.

Das Grossvolumen wird durch eine Raumschichtung in die Tiefe gegliedert und wirkt dennoch als klarer, ruhiger, und eleganter Solitär. Hervorzuheben ist die saubere, präzise Detaillierung und die für eine Sporthalle ungewöhnlich hohe Qualität der Architektur. Das Projekt wird mit einer Anerkennung des Prix Acier gewürdigt.


Perrondächer Glattalbahn, Zürich-Flughafen

Bauherrschaft VBG Verkehrsbetriebe Glattal AG, Glattbrugg

Architektur Penzel Architektur GmbH, Zürich

Tragwerksplanung Valier AG, Chur

Stahl- und Metallbau Unternehmen Baltensperger AG, Höri

 

Photos Georg Aerni, Zürich

 

Drei miteinander verbundene, dynamisch geformte Dachkonstruktionen charakterisieren den Weg zur Glattalbahn-Haltestelle am Flughafen Zürich. Aufgelegt auf drei fragmentarischen Wandscheiben aus Stahl im Design der Glattalbahn Infrastruktur, scheinen sie fast frei im Raum zu schweben.

Die lichtdurchlässigen und nachts beleuchteten Dachskulpturen weisen den Passagieren klar erkennbar den Weg vom Flughafeneingang und vom Bushof zu den Perrons der Glattalbahn. Dies ohne die Sicht auf die bestehende Architektur und die Umgebung des Flughafens zu beeinträchtigen.

Die Überdachung ergänzt das Gesamterscheinungsbild des Flughafeneingangs mit dem Bushof (Prix Acier 2005) durch eine erkennbare Eigenständigkeit. Der skulpturale Charakter und eine gewisse schlichte Schwere kontrastieren mit den extremen Auskragungen der Flügel und verdeutlichen damit, dass hier Stahl trägt. Der weite Raum wird durch diese starken Elemente gegliedert und eindeutig gefasst, ohne jedoch beengend zu wirken. Dem Bushofdach ordnet sich diese Dachstruktur aus geschweissten Kastenelementen zwar unter, bildet jedoch als Bindeglied zur gegenüberliegenden massiven Stützmauer der Strasse eine angemessene repräsentative Identität.

Die Jury würdigt mit einer Anerkennung des Prix Acier die einprägsame formale Umsetzung dieser grosszügigen, körperhaften Konstruktion, welche die Statik spüren lässt und für eine hohe Aufenthaltsqualität für Wartende sorgt. Wie das Bushofdach wurde das Projekt mit einem sehr beschränkten Kostenrahmen und knappen Zeitvorgaben realisiert.


Villa Chardonne, Chardonne

Bauherrschaft Heidi et Samuel Heiz, Chardonne

Architektur Made in Sàrl, Genf

Tragwerksplanung Babel Ingénieurs Civils SA, Genf

Stahl- und Metallbau Unternehmen Zwahlen & Mayr, Aigle

 

Photos made in Sàrl, Genf

 

Wie eben erst gelandet, stützt sich das spektakuläre Einfamilienhaus am Steilhang des Genfer Sees ab. Die flugerprobte Bauherrschaft hat ihre Berufspassion auch in ihrem Wohnsitz umgesetzt: wie über eine Gangway steigt man seitlich in diesen schwebenden Wohnkörper aus Stahl und Glas ein und geniesst von hier einen unverbauten Blick aus der Höhe.

Die aufgeständerte Black Box aus Stahl und Glas lässt die Topographie praktisch unberührt und schafft so viel Freiraum für die Nutzung des Geländes als Garten.

Die modulare Stahlstruktur definiert die Raumsequenzen des langgestreckten Baukörpers. Wie eine Brücke ist das Tragwerk in vier Modulen aus Vierendeel-Trägern zusammengesetzt und lagert hangabwärts auf zwei schlanken, schräggestellten Stützen auf. Die horizontale Steifigkeit ist durch eine Blechverbunddecke in der Boden-Ebene und einen Dachverband unter dem Dachblech gewährleistet. Somit bleibt das Innere frei von Stützen oder tragenden Wänden und ermöglicht dadurch die optimale Ausnutzung des Grundrisses.

Der Stahlbau ist formal einprägsam und folgt einem bekannten Grundansatz: ein technisch bewährtes Modul mit möglichst wenigen Eingriffen in die Landschaft. Die Konstruktion weist eine sinnvolle, der Gestaltung angemessene, hochwertige Detaillierung auf. Diese ungewöhnlich reduzierte und gleichzeitig raffinierte und sorgfältig detaillierte Lösung eines Wohnhauses in Brückenform würdigte die Jury des Prix Acier mit einer Anerkennung.


Volière Bois de la Bâtie, Genf

Bauherrschaft Ville de Genève – Service des bâtiments

Architektur Group 8 Associates Architects, Genf

Tragwerksplanung Guscetti & Tournier SA Ingénierie civile, Carouge

Stahl- und Metallbau Unternehmen Zwahlen & Mayr SA, Aigle

 

Photos Dgbp David Gagnebin-de Bons & Benoît Pointet, Freiburg

 

In einem kleinen Waldstück mit Teich mitten in der Stadt Genf steht diese federleichte Voliere, die sich in ihrer Struktur ganz den umstehenden Bäumen angleicht. Die aus Stahlrohr verschweissten Baumstützen folgen nur scheinbar einem natürlichen Wuchs – dahinter steckt ein raffiniertes Modell für die Optimierung des Tragsystems, das sich von Untersuchungen des spanischen Architekten Antonio Gaudì herleitet.

Der leichte, netzumspannte Raum, der mit dem umgebenden Wald zu einer Einheit verschmolzen scheint, definiert sich durch ein Dach in freier Form, welches von 16 baumartigen Stahlstützen getragen wird. Die Kontur des Daches folgt der Begrenzung durch die umstehenden Bäume und formt damit ebenfalls eine Art Baumkrone. Die 9 Meter hohen Baumstützen sind in einem Raumgitter in Form eines stehenden Quaders eingeschrieben, welches die notwendigen Bezugspunkte für die Planung, Herstellung und Montage liefert. Die Baumstützen wurden je nach Kräftefluss mit Rundrohren in verschiedenen Wandstärken ausgeführt und in hellen Grün- und Weisstönen gestrichten. Eine filigranes, fast unsichtbares Netz aus Edelstahl hüllt die Baumstruktur in eine Art Spinnengewebe ein, das wiederum die Einbettung in die Natur thematisiert.

Der Bau ist eine poetische und raffiniert eigenständige Umsetzung der Pavillontypologie. Den behutsamen, fast unsichtbaren Eingriff in die Natur, die Klarheit der Struktur sowie die materialoptimierte konstruktive Umsetzung würdigte die Jury des Prix Acier mit einer Anerkennung.


Paradise Street Fussgängerbrücke, Liverpool

Bauherrschaft Grosvenor Developments, London

Architektur Wilkinson Eyre Architects Ltd., London

Tragwerksplanung ARUP Northwest, Liverpool

Stahl- und Metallbau Unternehmen Tuchschmid AG, Frauenfeld

 

Photos Tuchschmid | Tim Soar, London

 

Liverpool war 2008 Kulturhauptstadt Europas. Seine Industrie-Geschichte verbindet die Stadt traditionell mit dem Schiffs- und Stahlbau. „Pradise Street“ heisst denn auch ein Teil des jüngsten Stadtentwicklungsprojektes, in dessen Zusammenhang diese Passerelle zwischen einem Parkhaus und einem bedeutenden Warenhaus realisiert wurde.

Sie schafft nicht nur ein attraktives Eingangserlebnis zur Konsumwelt, sondern durch ihre skulpturale Qualität auch ein spannendes städtebauliches Element hoch über einer schwer befahrenen Strasse.

Die Passerelle überspannt 60 Meter in acht Meter Höhe. Ihre abgewinkelte Form ergibt sich durch die beiden nicht aufeinander abgestimmten Ausgangspunkte. So besteht die Brücke aus drei Teilen, wobei der Mittelteil rechtwinklig zu den umgebenden Gebäuden steht. Die facettenartige Flächengestaltung entsteht durch die diagonale Verschränkung von tragenden, glatten Paneelen aus Stahl, die zu einer steifen Form verschweisst sind, und verglasten Leichtbauelementen. Im Schweizer Werk gefertigt, führte ein Spezialtransport die Brücke in drei Teilen durch halb Europa nach Liverpool, wo sie aufgrund eines ausgefeilten Montageplans in nur einer Nacht montiert wurde.

Die Innovation dieses Projektes liegt zum einen in der Kombination einer räumlich spannenden Form mit einem ungewöhnlichen Tragsystem, zum andern in der technisch höchst anspruchsvollen Fertigung, Logistik und Montage des Stahlbaus. Die Anerkennung gilt insbesondere der interdisziplinären Zusammenarbeit eines internationalen Teams und der hohen technischen Leistungsfähigkeit der Schweizer Stahlbaufirma.


Metallwerkstatt Dynamo, Zürich

Bauherrschaft Stadt Zürich, Immobilienbewirtschaftung und Schul- und Sportdepartement, vertreten durch Amt für Hochbauten

Architektur phalt gmbh architekten, Zürich

Tragwerksplanung WGG Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen Kaufmann Spenglerei & Sanitär AG, Egg bei Zürich

 

Photos Dominique Marc Wehrli, Regensdorf

Das Jugendkulturhaus Dynamo betreibt in der Stadt Zürich eine Metallwerkstatt. In Zuge umfangreicher Sanierungsarbeiten wurde in unmittelbarer Nähe zur Limmat eine neue Arbeitsstätte für junge Menschen mit zusätzlichem Büro- und Lagerraum erstellt. Die gut eingerichtete Werkstatt bietet den Benutzern umfangreiches Werkzeug für die Bearbeitung von Metall.

Die eigentliche Werkstatt liegt im Freien unter einem weit auskragenden Vordach, während die abzuschliessenden Räume in den Kern des Gebäudes verlegt sind. Zur Verbesserung der Belichtung sind drei Oberlichter in das Dach eingeschnitten. Grossflächige Flügeltüren sind vollständig in die Fassade integriert und machen so gegen Aussen sichtbar, wann die Werkstatt in Betrieb ist. Auf einem trapezähnlichen Grundriss tragen Stützen aus Profilstahl einen weit auskragenden Dachrost in gleicher Form, jedoch mit fast doppelter Fläche. Diese Tragkonstruktion ist mit einem industriell gefertigten Lochblech aus Stahl überzogen. Abhängig von Blickwinkel oder Tageszeit sorgt diese Hülle für reizvolle Wechsel in der Wahrnehmung der Fassade.

Das Wechselspiel zwischen Transparenz und Geschlossenheit, zwischen Leichtigkeit und Massivität verleiht dem Gebäude seinen unverwechselbaren Charme. Konstruktion und Verkleidung zeigen den Werkstoff und seine Verarbeitung präzise, unmittelbar und direkt. Für den wirtschaftlichen Umgang mit dem Material, die sorgfältige Detaillierung bis hin zur Beschriftung und dem raffinierten Wechselspiel zwischen Robustheit und Komplexität wurde dieser Kleinbau mit einer Anerkennung des Prix Acier gewürdigt.


Jury

Peter Berger

Dipl. Arch. ETH HTL BSA SIA

Stefan Camenzind

Dipl. Arch. HTL SIA

Mario Fontana

Prof. em. Dr. Mario Fontana

Christoph Gemperle

Dipl. Ing. ETH

Evelyn C. Frisch

Dipl. Arch. ETH

Beat Jordi

Dipl. Arch. ETH BSA SIA

2007

Gewinnerprojekte

Stadion Letzigrund, Zürich

Bauherrschaft Stadt Zürich, Amt für Hochbauten

Totalunternehmer Implenia Generalunternehmung AG, Dietlikon

Architektur Bétrix & Consolascio mit Eric Maier, Erlenbach Frei & Ehrensperger, Zürich

Tragwerksplanung Walt + Galmarini, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen ARGE Baltensperger AG, Höri und H. Wetter AG, Stetten

Photos EWA, swissprofessionals

Das Stadion Letzigrund ist der grösste Schweizer Stahlbau des Jahres 2007. Das Besondere der Architektur ist ein begehbarer Umgang, der von einem leicht geknickten und geneigten Stahldach auf tanzenden Stützen überdacht wird. Dieser Umgang wird zur Promenade, die sowohl den offenen Stadionraum als auch die Stadt erfahren lässt.

Das ovale Dach mit einer Fläche von 22’000 m2 besteht aus 32 Vollwandbindern aus geschweissten Blechen, die je von einer Druck- und einer Zugstütze getragen werden und bis zu 34 Metern auskragen. Die tanzenden Stützen aus Cortenstahl sind unten eingespannt und verjüngen sich nach oben.

Die anspruchvolle Berechnung und Ausführung der komplexen Dachform erforderte von allen Beteiligten ein Höchstmass an Kreativität und Präzision, welche zudem unter starkem Kosten- und Termindruck geleistet wurden. Das Stadion zeugt von einer poetischen, als städtischer Raum erfahrbaren Sportarchitektur und von der Effizienz und Professionalität der Ausführung.


Limmatsteg, Baden/Ennetbaden

Bauherrschaft Stadt Baden, Planung und Bau und Gemeinde Ennetbaden, Bauverwaltung

Architektur Leuppi & Schafroth Architekten, Zürich

Tragwerksplanung Henauer Gugler, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen Zwahlen & Mayr SA, Aigle

Photos Leuppi & Schafroth

Wo früher noch eine Seilfähre die beiden Gemeinden Baden und Ennetbaden verband wurde nun ein Brückenschlag errichtet, der zudem mit einer vertikalen Verbindung ins städtische Zentrum von Baden führt.

Eine liegende und eine stehende Raumskulptur aus Stahlfachwerk bilden ein starkes aber einfaches architektonisches Konzept, das Leichtigkeit und räumliche Präsenz markiert und sich sowohl in die wilde Flusslandschaft als auch als Ankerpunkt in den urbanen Stadtraum stimmungsvoll einfügt. Von der Jury gewürdigt wurden insbesondere die Angemessenheit des Eingriffs, die Wahl des Tragsystems und der Materialisierung für die ehemalige Industriestadt Baden sowie die sorgfältige und detailgenaue Ausformulierung der architektonischen und strukturellen Idee. Die Vorfertigung im Werk und die spektakuläre Montage am Stück zeigen die Qualitäten des klassischen Stahlbaus auf, die jedoch zu einer eigenständigen, bewegenden Interpretation des Ortes und seiner Erschliessung geführt haben.


Busterminal Twerenbold, Baden

Bauherrschaft Twerenbold Service AG, Baden

Architektur Kaschka Knapkiewicz + Axel Fickert, Zürich

Tragwerksplanung Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen H. Wetter AG, Stetten

Photos Ruedi Walti

 

Verkehrsbauten wecken im Idealfall die Reiselust und eröffnen neue Horizonte, vor allem wenn es ums Warten geht. Der Busreiseveranstalter Twerenbold hat diese Devise räumlich umsetzen lassen.

Im Busterminal in Baden spannt sich ein neues, lichtes Zeltdach über die Reisenden und bespielt sie mit orientalischen Mustern und Landkarten ferner Länder. Die weit gespannte und filigran unterspannte Faltwerkkonstruktion bildet ein Gerippe aus Stahlblechträgern und Pfetten, das beidseitig mit bunten lichtdurchlässigen Materialien eingedeckt ist.

Bis zu 3 Meter hoch sind die geschweissten Stahlträger, was der Konstruktion eine Zeichenhaftigkeit und Materialität jenseits der statischen Notwendigkeit gibt. Die Materialisierung und Dimension erinnert an den Schiff- und Fahrzeugbau, die hier als Hommage an die Emotionen des Reisens als schwebende Raum- oder Traumskulptur in Stahl manifestiert wurde. Die Jury würdigt die virtuose Interpretation der Funktion und die spannende, materialbezogene Umsetzung.


Hugo Boss Competence Center, Coldrerio

Bauherrschaft Hugo Boss Industries Switzerland, Coldrerio

Architektur Matteo Thun, Mailand

Tragwerksplanung Merz Kaufmann Partner, Altenrhein

Stahl- und Metallbau Unternehmen Biedenkapp Stahlbau GmbH, Wangen im Allgäu

Photos Klaus Frahm, Hamburg

 

KF1230-2
KF1230-29
KF1230-45

Hugo Boss ist eine international bekannte Marke, die für zeitlose Qualität und Präzision steht. Mitten im Grün eines Tessiner Seitentals liegt das neue Kompetenzzentrum des Konzerns.

Der Bau für Verwaltung und Entwicklung ist ein Hybridbauwerk aus Stahl und Holz, ummantelt mit einem rautenförmigen Holzkorbgeflecht, das den Bezug zum Textilen evoziert und gleichzeitig Witterungs- und Sonnenschutz bietet. Die Typologie zeigt einen einfachen, rechteckigen Grundriss mit innen liegendem Lichthof.

Auf Wunsch der Bauherrschaft wurde eine Tragstruktur aus Stahl gewählt, was Spannweiten von 14 Metern erlaubt. Das tragende Stahlskelett ist mit Brettstapeldecken aus Lärchenholz ausgefacht, darüber wurde ein aussteifender Ortbetonbelag gelegt.

Die Jury würdigt die innovative Kombination von Stahl und Holz in einem wirtschaftlichen und prestigeträchtigen Verwaltungsbau, der die Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Leichtbauweise für mehrgeschossige Bauten verdeutlicht.


Anerkennungen

Markthalle Kirchplatz, Dietikon

Bauherrschaft Stadt Dietikon, Tiefbauabteilung

Architektur Prof. Ueli Zbinden, Zürich

Tragwerksplanung Funk + Partner AG, Urdorf

Stahl- und Metallbau Unternehmen Tuchschmid AG, Frauenfeld

 

Photos Dominique Marc Wehrli

 

Die Markthalle ist das Hauptelement einer einheitlichen Platzmöblierung im Zentrum von Dietikon. Der Kirchplatz erhält dadurch eine Identität und städtebauliche Markierung als traditioneller Begegnungsort für die Bevölkerung.

Die Markthalle als Herzstück ist eine stützenfreie Stahlkonstruktion aus Primär- und Sekundärelementen, welche mit halbtransparenten Glaselementen eingedeckt ist. Gewürdigt wurde die klassisch anmutende Klarheit der Form und die Präzision der Stahlkonstruktion von hoher Detailqualität, insbesondere bei den Verbindungen und Fusspunkten.

Das Bauwerk zeugt von einer kohärenten Konstruktions- und Materialwahl für eine klassische Bauaufgabe, bei der durch die sorgfältige Planung und Umsetzung der konstruktiven Details ein Bild von zurückhaltender Eleganz und hoher architektonischer Qualität erreicht wurde.


Bushof Meilen

Bauherrschaft Gemeinde Meilen

Architektur ARGE Margreth Blumer und Oliver Schwarz, Zürich

Tragwerksplanung APT Ingenieure AG, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen Mauchle Metallbau AG, Sursee

 

Photos Yves Roth

 

Der Bushof Meilen steht parallel zu den Perrondächern des Bahnhofs und schafft durch seine Zeichenhaftigkeit einen neuen Identitätspunkt für den Nahverkehr. Die Stahlkonstruktion besteht aus geschweissten Kastenelementen, welche zu einer nahtlosen Grossform mit räumlicher Präsenz gefügt wurden.

Die Jury würdigt die kubische Komposition der Elemente und die ungewöhnliche Verarbeitung von Stahlblech zu einem körperhaften Volumen, welches durch die filigrane Ausformulierung der Dachflügel mit halbtransparenter Membran wieder an Leichtigkeit gewinnt.


Vordach Gemeindeverwaltungszentrum, Affoltern am Albis

Bauherrschaft Gemeinde Affoltern am Albis

Architektur Müller Sigrist Architekten AG, Zürich

Tragwerksplanung Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen JOSEF MEYER Stahl und Metall AG, Emmen

 

Photos ©huberlendorff fotografie | Fabrikstrasse 12 | 8004 Zürich

 

Obwohl das Gebäude in klassischer Massivbauweise errichtet wurde, trägt das grosse Vordach in Stahl wesentlich zum Gesamteindruck des Bauwerks und seiner städtebaulichen Einbindung bei.

Der lichte Farbraum unter dem Dach ist gleichzeitig Platzraum, Empfangshalle und Foyer zum Kasino-Saal. Gewürdigt wird das raffinierte Zusammenspiel aus Stahl und farbigen Glaselementen, welches für eine heitere und doch zurückhaltend formelle Stimmung sorgt.

Die aus Flachstahl geschweisste, weit gespannte Kassettendecke nimmt formal Bezug zur Fassadengestaltung des Hauptgebäudes, unterstreicht jedoch ihre Eigenständigkeit durch eine kraftvolle, räumliche Materialpräsenz und eine pragmatische und sorgfältige Ausführung der Konstruktionsdetails.


Aussichtsplattform Conn, Flims

Bauherrschaft Gemeinde Flims

Architektur Corinna C. Menn, Chur

Tragwerksplanung Bänziger Partner AG, Chur

Stahl- und Metallbau Unternehmen Toscano Stahlbau AG, Sils i.D.

 

Photos Franz Rindlisbacher

 

Die Aussichtsplattform überzeugt durch die spektakuläre aber unaufdringliche Formalisierung einer „Kanzel“, die mit minimalen statischen Mitteln und adäquater Materialisierung realisiert wurde.

Die Plattform spannt sich wie ein Segel über dem Abgrund und wird lediglich durch zwei Pylone und sechs Spannkabel stabilisiert. Die Konstruktion ist einfach, funktional und ansprechend. Die Verbindung von Stahl und Holz sowie die für den Ort adäquate Fertigung und Montage verweisen auf eine dauerhafte und rücksichtsvolle Integration des Bauwerks in die alpine Naturlandschaft.


Jury

Peter Berger

Dipl. Arch. ETH HTL BSA SIA

Stefan Camenzind

Dipl. Arch. HTL SIA

Evelyn C. Frisch

Dipl. Arch. ETH

Christoph Gemperle

Dipl. Ing. ETH

Beat Jordi

Dipl. Arch. ETH BSA SIA

Tivadar Puskas

Dipl. Ing. ETH

2005

Gewinnerprojekte

Airside Center, Zürich Flughafen

Bauherrschaft Unique (Flughafen Zürich AG), Zürich

Totalunternehmer Nicholas Grimshaw + Partners Ltd., London Itten + Brechbühl AG, Zürich

Architektur Nicholas Grimshaw + Partners Ltd., London Itten + Brechbühl AG, Zürich

Tragwerksplanung Ove Arup & Partners Ltd., London Ernst Basler + Partner, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen Tuchschmid AG, Frauenfeld

Photos Ralf Bensberg

Wie ein grosser Flügel verbindet das Airside Center die drei Terminals des Flughafens Zürich. Es lenkt Besucherströme und bietet gleichzeitig Raum für Aufenthalt und Rekreation.

Das weit gespannte Dach ist ein doppelt gekrümmtes Flächentragwerk aus sich überschneidenden Fachwerkträgern. Gestützt wird dieses Dach von raumhohen, doppelten V-Stützen. Das Airside Center überzeugt durch eine ausserordentliche räumliche Präsenz sowie durch die virtuose Konstruktion der Dachstruktur.

Der Flughafen Zürich gewinnt durch die grosszügige architektonische Geste ein neues Gesicht und einen wirkungsvollen, zentralen Innenraum. Die anspruchsvolle Tragstruktur in Stahl wurde sorgfältig detailliert und zeugt vom Potenzial des Baumaterials für ausserordentliche architektonische Projekte für höchste Qualitätsansprüche. Die Präzision und Effizienz der Fertigung und Montage sprechen für höchste Leistungsfähigkeit der beteiligten Unternehmen.


Zentrum Paul Klee, Bern

Bauherrschaft Maurice E. and Martha Müller Foundation

Architektur Renzo Piano Building Workshop, Paris – Genua in Zusammenarbeit mit ARB Arbeitsgruppe Bern

Tragwerksplanung Ove Arup & Partners Ltd, London B+S Ingenieur AG, Bern

Stahl- und Metallbau Unternehmen Zwahlen & Mayr SA, Aigle

Photos Volker Schmid

Das Zentrum Paul Klee in Bern ist eine virtuose Geste – eine Hommage an die poetische Leichtigkeit der Gemälde von Paul Klee, aber auch an die Hügelketten der Berner Voralpen. Die Landschaft weiterbauen –

das war die Idee des Architekten Renzo Piano, der das Gebäude wie aus der Wiese aufsteigen lässt. Für die dreifache Welle benötigte man 1’200 Tonnen Stahl und 40 km handgeschweisste Nähte: eine ausserordentliche Leistung des handwerklichen Stahlbaus.

Die komplexe, aber gleichzeitig klar ablesbare Formensprache findet ihre Entsprechung in der Konstruktion, die auf exemplarische Weise das Potenzial des Stahlbaus für individuelle und komplexe Tragwerke mit grossen Spannweiten aufzeigt. Unter den gewaltigen Gewölben öffnet sich der Raum für die aktive Kunstbetrachtung.


Bushofdach, Zürich Flughafen

Bauherrschaft Unique (Flughafen Zürich AG), Zürich

Architektur Peter Stutz und Markus Bolt, Zürich/Winterthur

Tragwerksplanung H. Wetter AG, Stetten

Stahl- und Metallbau Unternehmen H. Wetter AG, Stetten

Photos Ralph Bensberg / Unique

 

Der Flughafen Zürich hat seit kurzem auch eine attraktive Landseite. Die Überdachung des Bus-Terminals zeichnet sich durch eine prägnante, aber wohltuend zurückhaltende Grossform aus, die sich im Durcheinander der Flughafenbauten zu behaupten vermag.

Die leicht nach aussen geneigte Dachscheibe scheint trotz ihrer materiellen Präsenz zu schweben. Die überzeugend einfache, elegante Konstruktion ist den funktionalen und wirtschaftlichen Anforderungen optimal angepasst worden. Von der Jury gewürdigt wird vor allem die hohe architektonische Qualität trotz Kosten- und Zeitdruck sowie die innovative Kombination von Stahl und lichtdurchlässigen Dachelementen aus Fiberglas. Die Lichtführung wird damit zu einem zentralen Gestaltungselement. Am Tag fällt von oben Licht auf die Glasflächen und erzeugt einen diffusen Lichthimmel.

Nachts setzen im Dachkörper eingesetzte Strahler den Eingangsbereich in Szene. Die Konstruktion zeugt damit auch vom unausgeschöpften Potenzial von Stahl in Verbindung mit anderen Materialien.


Aussichtsbrücke Langkawi, Malaysia

Bauherrschaft Langkawi Development Authority, Kuah, Malaysia

Architektur Dr. Peter André Wyss, Orselina und Penang

Tragwerksplanung Höltschi & Schurter, Dipl. Ing. ETH/SIA Ag, Zürich

Stahl- und Metallbau Unternehmen BBR, Kuala Lumpur, Malaysia mit Khean Seng Engineering, Simpang Ampat, Malaysia

 

Die Aussichtsbrücke Langkawi ist ein kühnes, ausdruckstarkes Stahlbauwerk, das sich rücksichtsvoll in die Natur einfügt. Die klare Absetzung des Tragwerks von der Topographie und der geschwungene Weg entsprechen in idealer Weise den Anforderungen an die touristische Erschliessung des Naturschutzgebietes.

Die 120 Meter lange Brücke aus einem dreieckförmigen Fachwerk wird nur durch einen geneigten Pylon gestützt. Zur Anwendung kamen lokal erhältliche Hohlprofile und Formteile, die zu einem überzeugenden ästhetischen Gesamtbild führten.

Im unzugänglichen Urwald standen für die Montage weder Strassen, Strom noch Wasser zur Verfügung. Die Präzision und Effizienz der Planung, Fertigung und Montage unter schwierigsten äusseren Bedingungen sprechen für Einfallsreichtum und technisches Know-how.


Jury

Peter Berger

Dipl. Arch. ETH HTL BSA SIA

Stefan Camenzind

Dipl. Arch. HTL SIA

Evelyn C. Frisch

Dipl. Arch. ETH

Christoph Gemperle

Dipl. Ing. ETH

Beat Jordi

Dipl. Arch. ETH BSA SIA

Daniel Meyer

Dipl. Ing. ETH SIA SWB