Mehr als 500 begeisterte Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Bulle haben ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Alle Beteiligten bekräftigten ihre Absicht, ein solches Projekt, das auf die Entwicklung vielfältiger Kompetenzen ausgerichtet ist und interdisziplinäre Ansätze fördert, zu wiederholen. Die Stahl-, Metall- und Aluminiumbaubranche will die Neugier für Berufe in diesem zukunftsträchtigen Feld wecken.
Der Schüler Eloi Carpi Gewann den Collagewettbewerb gefolgt von seinen Gspänli Sara Sofia Rodrigues Santos auf dem Zweitenplatz und Julliette Grangier auf dem Drittenplatz. Alle Finalisten erhielten einen Gutschein für die Buchhandlung Vieux-Comté in Bulle FR. Im Anschluss an die Preisverleihung fuhren die Schüler:innen mit einem Shuttlebus nach Matran FR, um eine Baustelle zu besichtigen. Dort erfuhren sie die verschiedenen Phasen eines Bauprojektes, von der Ausgrabung bis zum fertigen Gebäude. Der Bauleiter erläuterte die Herausforderungen, die es bei einem solchen Siedlungsprojekt für 800 Personen zu meistern gilt, insbesondere die Schnittstellen zwischen den 18 beteiligten Unternehmen und die frühzeitige Erkennung von Problemen oder potenziellen Konflikten. Die Grundsätze der „Lean Construction“ werden auf dieser Baustelle strikt befolgt. Die visuelle Zusammenfassung der geplanten Eingriffe und Ressourcen war sehr anschaulich. Die Projektleiter von Morand Constructions Métalliques AG stellten ihrerseits die perforierten Wellbleche, die als hinterlüftete Fassadenelemente gewählt wurden, genauer vor. Die Strategien zur Dekarbonisierung sowie die Begriffe Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft wurden zudem auf der Baustelle veranschaulicht. Ausserdem zeigten die Schüler:innen ihr Talent darin, die mathematischen Rätsel der Projektleiter richtig zu beantworten, wobei sie sogar in den Einheiten richtig lagen.
Nach Ansicht aller Teilnehmer:innen sind solche Initiativen von grösster Bedeutung, um jungen Menschen die Stahlberufe schmackhaft zu machen. Die Interaktivität ermöglichte es den Schüler:innen, in einem sicheren Rahmen zu experimentieren und unternehmerisch tätig zu werden. Die Schüler:innen wünschen sich eine Wiederholung dieses Pilotprojekts.
Im Vorfeld war die Idee beim Stahlbau Zentrum Schweiz (SZS) entstanden, einen Collagewettbewerb mit dem Schwerpunkt Stahlbau zu organisieren. Ein entsprechendes Konzept befand sich in der Ausarbeitung. Laurent Audergon, Direktor des SZS, war auf dem Weg zur Sekundarschule Bulle und bat deren Direktor, Laurent Comte, um ein kurzes Gespräch. Die Sekundarschule Bulle hatte bereits in der Vergangenheit an grösseren Wettbewerben teilgenommen. Comte zeigte grosses Interesse an der Initiative des SZS und versprach, den Vorschlag mit den Lehrkräften für Zeichnen und bildnerisches Gestalten zu besprechen, bevor er eine endgültige Antwort geben würde. Nur zwei Stunden nach dem Treffen wurde der offizielle Startschuss für das Pilotprojekt an der Sekundarschule gegeben.
Nach vier Monaten harter Arbeit wurden 510 Kunstwerke im A3-Format an das SZS zur endgültigen Bewertung der Arbeiten übergeben. Am Ende wurden 27 Schüler:innen aus 20 Klassen des ersten bis dritten Schuljahres der Sekundarschule Bulle als Finalisten des Collagewettbewerbs nominiert und ausgezeichnet. Sie profitierten von einem interaktiven Tag, der sich rund um das Thema Stahlbau drehte. Neben dem Besuch der renommierten Firmen Morand Constructions Métalliques AG in Enney und Sottas AG in Bulle konnten sie ihr Geschick beim Zusammenbauen eines Schreibtischorganizers aus Metall beweisen, den sie mit nach Hause nehmen durften. Dabei wurden sie von den Lernenden der „École bulloise du Métal“ individuell betreut. Diese Schule, die von vier visionären lokalen Unternehmen mit Unterstützung von Metaltec Romandie gegründet wurde, beherbergt auch die Lehre zum/r Zeichner:in – Metallbaukonstrukteur:in. Die Gewinner des Wettbewerbs hatten ebenfalls die Möglichkeit, den spannenden Prozess des computergestützten Entwerfens und Zeichnens kennenzulernen – eine wichtige Phase im Vorfeld der Produktion und der Montage. Sie lernten auch, wie wichtig es ist, wiederverwendete Stahlbauteile sowie auf dem europäischen Markt erhältliche Öko-Stähle einzusetzen, bei deren Herstellung 71 Prozent weniger CO2-Emissionen als verglichen mit dem europäischen Durchschnittswert von 2010 entstehen. Die SBB setzt genau auf diese Stahlsorten, um ihre Bauprojekte im Hochbau, Tiefbau und Eisenbahnbau zu dekarbonisieren: Deren erste Ausschreibungen beinhalten das vom SZS entwickelte Nachhaltigkeitskriterium.
Der Sekundarschul-Direktor, Comte hatte die Gelegenheit, die Schüler:innen und Lernenden bei der Arbeit in der École bulloise du Métal zu treffen. Seine Bewunderung für das geschaffene Werk erreichte ihren Höhepunkt, als ihm seine Schüler:innen ein personalisiertes Schreibtischset überreichten. Nach einem gemeinsamen Essen mit den Verantwortlichen der Lernenden und den Projektleitern der Morand AG und Sottas AG, zwei Lehrerinnen für bildnerisches Gestalten der Sekundarschule Bulle sowie Patrice Magnin, Schulleiter und Ausbilder an der École bulloise du Métal, vergab der SZS-Geschäftsführer, Audergon die Preise und dankte allen Beteiligten für die hervorragende Zusammenarbeit und ihr hohes Engagement. Ihm wurde zugesichert, dass eine Neuauflage durchaus vorstellbar sei, mit kleineren Anpassungen, die bereits am runden Tisch diskutiert wurden.
Audergon, der sich in seiner Rolle als Moderator und Facilitator sehr wohl fühlte, lobte die Qualität der 27 ausgezeichneten Werke, die geschickte Darstellung der Baukultur und die subtile Verbindung zwischen Tradition und Moderne. Allen Projekten war gemeinsam, dass sie mit dem Bestehenden arbeiteten, was in der Praxis zu einer Reduzierung der CO2 -Emissionen um 70 Prozent im Vergleich zu einem Neubau führt. Die Qualitäten des Materials Stahl wurden von den Schüler:innen zudem geschickt hervorgehoben, egal ob es sich um grossartige Architektur, Aufstockungen, Erweiterungen, Verstärkungen oder auch um die Kombination von Bauwerken zu einem neuen Ökosystem handelte. Der filigrane Charakter der Tragwerke in Stahl und ihre hohe Tragfähigkeit liessen Raum für manchmal witzige, oft subtile und unter Beachtung der Proportionen und Perspektiven bereits sehr kohärente Gestaltungen. Audergon lobte ausserdem die gute Zusammenarbeit und enge Vertrautheit zwischen Schüler:innen und Lernenden.
Video: Andrea Vieira / SZS
Fotos: Andrea Vieira, Laurent Audergon / SZS