Die Architekten Furrer Jud ergänzen in Gwatt eine Werkhalle im Fahrleitungssektor durch Sozialräume zur Steigerung des Wohlbefindens der Mittarbeitenden. Damit die betrieblichen Abläufe im knappen Aussenraum gewährleistet bleiben, positionieren sie die Neubauten im Inneren der Halle.
Die neuen Funktionen werden in der südöstlichen Ecke platzsparend gestapelt. Eine raumhoch verglaste, neue Öffnung der sonst mehrheitlich geschlossenen Halle versorgt die Sozialräume grosszügig mit Licht. Die Garderoben liegen ebenerdig, der Schulungsraum in der Mitte und der Aufenthaltsraum zuoberst, mit einem direkten Bezug zur neu erstellten Balkonschicht.
Nach sorgfältiger Analyse durch den Ingenieur werden das existierende, überdimensionierte Stahltragwerk sowie die stillgelegte, 20 Tonnen tragende Laufkatze zum Einbau der neuen Räume aktiviert. Die beiden Obergeschosse werden als hybride, leichte Konstruktionen aus Stahl und Holz-Hohlkastenelementen in die Kranbahn eingehängt und erübrigen so eine zusätzliche Fundation. Die Mehrlasten lassen sich elegant über die bestehende Tragkonstruktion ableiten.
Dank der heterogenen Materialisierung der drei Geschosse aus Sichtkalksandstein im Erdgeschoss, dunklem Stahl im mittigen und silbergrauem Profilblech im Obergeschoss sowie einer verglasten Fuge zwischen Erd- und Obergeschossen scheinen die Einbauten zu schweben. Die umlaufenden Treppen und Podeste aus lichtdurchlässigen Gitterrosten unterstreichen diesen Effekt noch.
Die neue Glashülle präsentiert sich als Pfosten-Riegel-Konstruktion. Sie übernimmt die Rhythmen der nachbarlichen Wellblechfassade und bildet mit ihr ein harmonisches Ganzes. Auffällig ist die einer Fassaden-Befahranlage ähnliche Balkonaufhängung, welche die Hängestatik des Inneren aussen zelebriert und die Neubauten andeutet.
Das Projekt von Furrer Jud überzeugt von der innovativen und nachhaltigen Programmlösung, die Nutzungen im Inneren der Halle zu stapeln und diese in das vorhandene Tragwerk zu integrieren, bis hin zur präzisen und erfindungsreichen Detaillierung und verdient daher den Prix Acier 2018.