Die Weichenbauhalle wurde 1914 von der Firma vonRoll erbaut und diente während mehrerer Jahrzehnte der Herstellung von Weichen für Bahngleise. Sie bildet das Zentrum des Industrieareals vonRoll in Bern, das in den kommenden Jahren schrittweise zu einem Campus für Humanwissenschaften transformiert wird.
Als Herzstück der Anlage wurde die Weichebauhalle zu einem Hörsaalgebäude mit 7 Sälen und insgesamt 1‘500 Plätzen umfunktioniert. Der Umbau war mit denkmalpflegerischen Auflagen zu realisieren, so dass die ursprüngliche Stahlkonstruktion integral erhalten blieb. In die Halle wurden zwei Hörsaal-Körper nach dem Prinzip „Haus im Haus“ eingebaut, so dass die filigrane Stahlfassade der Halle erhalten blieb und die Zwischenzonen für Foyer und Erschliessung dienen. Das Gebäude erfüllt so den Energiestandard Minergie ECO.
Verschiedene Durchblicke und Raumbeziehungen machen die Dimensionen des ursprünglichen Hallenraumes spürbar. Das historische Fassaden- und Dachtragwerk in Stahl ist äusserst filigran konstruiert, hingegen sind die Stützen im Inneren auf den Transport der Gussgeleise ausgelegt und deutlich massiver ausgebildet, so dass sie statisch auch für die neuen Hörsäle in Holzbauweise gebraucht werden können. Die Dachbinder wurden durch neue Profile verstärkt und im Hörsaal zwei Stützen durch eine Unterspannung des Trägers ersetzt. Sämtliche Verstärkungen wurden geklemmt, sodass ein vollständiger Rückbau denkbar wäre. Die Filigranität der bestehenden Konstruktion prägt auch heute das Gesamtbild.
Gewürdigt wird der sorgfältige Umgang mit dem bestehenden Stahltragwerk des Gebäudes und seine Aufwertung als gestalterisches Raumelement. Das Projekt zeigt, dass ein Stahlbau im Laufe der Zeit diverse Nutzungen zulässt und auch für hohe Raumansprüche nichts von seiner praktischen und ästhetischen Qualität einbüsst. Der Umbau verdient deshalb eine Anerkennung des Schweizer Stahlbaupreises.