Neubau Zweite Hinterrheinbrücke Reichenau (Sora Giuvna)

Anerkennung
Ort
Reichenau-Tamins
Bauherrschaft
Rhätische Bahn AG
Architektur
Dissing+Weitling A/S, Kopenhagen (DK)
Tragwerksplanung
WaltGalmarini AG, Zürich und COWI UK Limited in Ingenieurgemeinschaft, London
Stahl-/ Metallbauunternehmen
ARGE SCHNEIDER STAHLBAU AG, Jona | JÖRIMANN STAHL AG Walenstadt | Toscano Stahlbau AG, Cazis
Fertigstellung
2019

Die Bahnlinie Chur – Thusis der Rhätischen Bahn (RhB) überquert den Hinterrhein gleich nach der Bahnstation Reichenau-Tamins auf einer dreifeldrigen Fachwerkbrücke. Diese wurde im Jahr 1896 fertiggestellt.

Während die Bahnstrecke von Chur nach Reichenau-Tamins schon in den 1960er Jahren zweigleisig ausgebaut wurde, bildete die einspurige Brücke ein betriebliches Nadelöhr, das häufig zu Wartezeiten bei sich kreuzenden Zügen führte. Aus diesem Grund beschloss die Direktion der Rhätischen Bahn, die denkmalgeschützte Hinterrheinbrücke durch eine zweite, parallel zu ihr über den Hinterrhein führende Brücke zu entlasten. Für diese technisch wie architektonisch anspruchsvolle Aufgabe führte die Bahn einen einstufigen, anonymen Projektwettbewerb durch.
Das vorliegende Projekt ging als Sieger daraus hervor. Die zweite Hinterrheinbrücke ergänzt die bestehende, denkmalgeschützte Fachwerkbrücke selbstbewusst, aber rücksichtsvoll. Sie ist 198 m lang und ist neben den Widerlagern auf zwei Flusspfeilern und einer V-Stütze gelagert.
Die beiden Flusspfeiler liegen in der Verlängerung der Pfeiler der Fachwerkbrücke während die Position und Orientierung der V-Stütze durch die A13 gegeben ist. Vierarmige Stahlkonstruktionen, die Quadropods, dienen dazu, die Spannweiten des als Stahltrog ausgebildeten Trägers zu reduzieren. Sie sind mit dem Träger verschweisst und gelenkig mit den Flusspfeilern verbunden. Die Stahlbrücke überspannt somit die Nationalstrasse A13 und den Hinterrhein mit einer maximalen Feldweite von 63 m.
Durch die System- und Materialwahl konnte eine grosse Schlankheit des Brückenträgers erreicht werden, die in Kombination mit der gewählten Höhenlage eine gegenüber der historischen Brücke vorteilhafte maximale Transparenz ermöglicht hat. Die während des Bauvorgangs in Betrieb stehende Bahn- und Strasseninfrastruktur stellte hohe Anforderungen an den Bauvorgang.

Der Bauherrschaft und den Projektverfassenden ist es gelungen, eine elegante und zeitgemässe Antwort für diese komplexe Aufgabe zu finden. Die gewählte Vorgehensweise bei der Lösungsfindung und die konsequente Umsetzung der Projektidee bis zum letzten Detail verdienen eine Anerkennung.

23. Juni 2021 | Gianfranco Bronzini