Die Passerelle über den Fluss Ticino verbindet zwei städtische Quartiere von Bellinzona, Galbisio und Pratocarasso. Die neue Verbindung dient der besseren Erschliessung von neuen Wohngebieten und Schulen im Norden der Stadt, der Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs und der Aufwertung der Flusslandschaft als Erholungsgebiet.
Als klares, lineares Verbindungselement zwischen den beiden Hochwasserschutzdämmen des Ticino strahlt die Brücke Urbanität aus, nimmt aber in ihrer Ausrichtung auch Bezug zur Landschaft und den wetterbedingten Verhältnissen wie dem starken Nordwind. Ein einziger einfacher Balken überspannt das breite Flussbett. Durch die Signalfarbe Rot verschwimmt die Massstäblichkeit und die Brücke wirkt, als sei ein Mikado-Stab nach dem Spiel der Bergriesen zufällig hier liegen geblieben. Der Hauptträger mit einer Länge von rund 160 Metern ist als stehender, geschlossener Kasten ausgebildet. In Querrichtung kragt einseitig die Fahrbahn aus, begrenzt durch eine weich geformte Brüstung. Der Weg ist dadurch vor dem starken Nordwind geschützt und öffnet den Blick nach Süden in die Kieslandschaft. Auch nachts ist durch eine LED-Beleuchtung für eine effektvolle Wirkung der Flussüberquerung gesorgt.
Die asymmetrische Komposition erinnert an ein Werk von Mondrian – die radikale Linearität des Balkens wird durch die schlichten, insbesondere im Auflagerpunkt auf ein Minimum reduzierten Zwischenabstützungen noch unterstrichen. Was im ersten Moment als „Strich in der Landschaft“ wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als differenzierter, kunstvoll minimalistischer Eingriff von radikaler Einfachheit. Dass dies mit Stahl gelingt, verdient eine Anerkennung.