Schutzdach Abbaye de Saint-Maurice

Ort
Saint-Maurice
Bauherrschaft
Abbaye de St-Maurice
Architektur
savioz fabrizzi architectes, Sion
Tragwerksplanung
Alpatec SA, Martigny
Stahl-/ Metallbauunternehmen
Zwahlen & Mayr SA, Aigle
Fertigstellung
2010

Die Abtei von Saint-Maurice entstand vermutlich bereits im 4. Jahrhundert am Fusse eines steilen Felshanges, der dem Bauwerk ursprünglich hätte Schutz bieten sollen. Ein Schutz, der sich später als Gefahr herausstellen sollte – denn herunterfallende Steine und Wasser haben immer wieder Schäden verursacht.

1611 hat ein Steinschlag beispielsweise zum Entscheid geführt, die Abtei zu verschieben, und 1942 hat ein Felssturz den Kirchturm sowie einen Teil des Schiffs zerstört. Erst kürzlich haben Ausgrabungen am Fuss des Felsens wichtige Zeitzeugen zu Tage gebracht. Die Grundmauern der Kirchen aus dem 4. und 11. sind perfekt erkennbar, sodass man sich entschied, diese Funde der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und den Ort mit einem Schutzdach zu versehen.

Ein leichtes, halbtransparentes Dach macht auf subtile Weise den Genius loci und die Geschichte des Ortes sichtbar: 170 Tonnen Steine scheinen wie ein Himmelszelt über dem bisher gefährdeten Zwischenraum zu schweben und illustrieren die permanente Gefahr, welcher der Ort ausgesetzt ist. Dem geschützten Raum verleiht die Überdachung eine ruhige, fast besinnliche Stimmung. Die halbtransparente Eindeckung filtert das Licht und erzeugt eine diffuse, gleichmässige Beleuchtung. Gleichzeitig schafft es den Dialog zwischen der schroffen Felswand und der historischen Steinfassade der Abtei.

Mit raffiniert einfachen und klaren Mitteln wurde hier ein Schutztragwerk gegen Steinschlag entwickelt, das den Ort in seiner sinnlichen Wahrnehmung und historischen Bedeutung aufwertet. Die Überdachung ist der anspruchsvollen Aufgaben sowohl technisch-konstruktiv wie in seiner architektonischen Ausformulierung in höchstem Masse gerecht geworden. Es zeugt von einem materialbewussten und schöpferischen Umgang mit dem Baustoff und von der Freude, mit einem kleinen Eingriff eine ergreifend angemessene und damit grossartige Wirkung zu erzielen.