Die Generalversammlung des Stahlbau Zentrum Schweiz (SZS) fand am 10. Mai 2023 im historischen Saal im Bahnhof St. Gallen statt. Damit wollte das SZS auch die erfolgreiche Sanierung der höchsten Eisenbahnbrücke der Schweiz, dem Sitterviadukt, ehren. Der Stahlbau, der seit über einem Jahrhundert genutzt wird, erstrahlt nun nach der Renovierung (2022) im neuen Glanz.
Der Projektleiter der Schweizerischen Südostbahn (SOB) Beat Burgherr eröffnete mit einem Rückblick auf die Sitterviadukt-Sanierung die Versammlung vor den über 75 Besuchern aus der ganzen Schweiz.
Dieses Zusammentreffen bestimmt den Kurs des Verbands für das nächste Jahr. SZS Präsident Stephan Grau und SZS Geschäftsführer Laurent Audergon gaben einen Überblick auf den Wandel in der Branche. Inzwischen wird Stahl durch Elektroöfen erzeugt, die mit Strom aus erneuerbaren Quellen gespeist werden. Der zu 100 Prozent recyclebare Werkstoff kann damit ressourcenschonend und quasi CO2-neutral erzeugt werden. Die tatsächlichen CO2-Emissionen werden somit gegenüber bisherigen Herstellungsmethoden über Hochöfen um 86 Prozent reduziert. Das SZS sieht es als seine Aufgabe, diese Entwicklung bekannt zu machen und diese ökologische Stahlerzeugungsart zu fördern.
Ingenieure, Planer, Zulieferer, die ausführenden Firmen und die Stahlwerke des SZS nehmen ihre Verantwortung äusserst ernst. Sie beschlossen, am steelday+ und der Verleihung des Prix Acier am 28. November 2023 in Fribourg, gemeinsam eine Charta zu unterschreiben. Die Charta «Netto Null Treibhausgasemissionen» gibt die Stossrichtung der Branche vor.
Ausflug – Überraschung inklusive
Nach dem Geschäftlichen gings an das Gesellige: Während des Besuchs in der Kunstgiesserei St. Gallen im Sitterwerk konnte die Gruppe einem Aluminiumguss beiwohnen. Weiter gings in Linienbussen durch die Schlucht des durch Regenfälle angeschwollenen Flusses Sitter zur zweiten CO2-neutralen Wasserstoff-Produktionsanlage der Schweiz. Mit Strom aus dem naheliegenden Wasserkraftwerk Kubel wird durch Elektrolyse Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgetrennt. Der erzeugte Treibstoff bringt bereits 50 Lastwägen in Bewegung. Aus deren Auspuff entweicht nur Wasserdampf.
In einem Apéro klang der Tag in der beeindruckenden Kunst- und Materialbibliothek des Sitterwerks aus. Die Mitglieder des SZS sehen nach den Eindrücken des Tages mit Zuversicht in die Zukunft. Die Dekarbonisierung ist das Ziel der Branche. Und gerade Stahl kann der tragfähige Baustoff der Nachverdichtung sein.
Bilder: Andrea Vieira, Katharina Wyss / SZS