


Ausgangslage
Seit den 1980er-Jahren ist das Gleisfeld in den Fokus der Stadtentwicklung in Zürich gerückt. Neben den Hauptverkehrsachsen wie der Hardbrücke und der Langstrasse wurden in diesen Jahren neue Verbindungen für Fussgänger und Velofahrer konzipiert. Dabei zeigt die Typologie der „Stahlbrücke“ Vorteile wie geringen Fussabdruck und Leichtigkeit. Die Absicht besteht darin, die Fraktur des Gleisfeldes in Zürich mit einem räumlichen Gebilde zu überwinden und die Stadt so weiter „zusammenzunähen“.
Städtebau und Program
Der ausgewählte Gleisfeldabschnitt zwischen Altstetten und dem Hardturmplatz ist besonders betrachtenswert, da auf beiden Seiten grosse Projekte die ehemaligen industriellen Gleisränder transformieren. Eine Überbrückung kann auf die zukünftige städtische Verdichtung von Arbeitsplätzen, Wohnungen und temporären Besuchern wie Fussballfans reagieren. Städtebaulich überwindet die Brücke das Gleisfeld und den Schnellweg und schliesst dabei auch die genannten wichtigen öffentlichen Funktionen an: das Werkstattareal, das Parken auf dem Dach des Engrosmarkts und eine direkte Verbindung zum neuen Stadion.
Die Brücke kann mehr als nur eine reine Erschliessungsfunktion erfüllen. Insbesondere in Altstetten hat die Bevölkerung geringen Zugang zu Freiräumen. Deswegen ist diese Promenade hauptsächlich als Park konzipiert, mit Spielplätzen und Sportinsel in der Mitte. Ergänzend gibt es Räumlichkeiten für Märkte, Veranstaltungen und Ausstellungen. So bietet die Brücke zu unterschiedlichen Zeiten ein vielfältiges Angebot für verschiedene Zielgruppen.
Architektur und Tragwerk
Das Tragwerk der Brücke besteht aus einer Überlagerung von Hängewerk und Fachwerk. Fachwerkgitter nimmt asymmetrische Lasten auf, und die Pylonen mit Zugseilen reduzieren die Dimensionen der Fachwerkprofile. Anstatt Hauptseile wie bei traditionellen Schrägseilbrücken werden hier die Hauptseile in mehrere kleinere Subtragseile aufgeteilt. Das Ganze wirkt luftig, leicht und schwebend.
Das Deck, oder die Hauptparkebene, ruht auf beiden Fussbauten und wird in der Mitte vom oberen Fachwerk getragen, wodurch verschiedene Raumwahrnehmungen innerhalb eines Systems entstehen. Die Wege für Velofahrer und Fussgänger auf beiden Seiten erstrecken sich aus dem Raster, fassen die Sitztreppen ein und münden in der Mitte in weitere Funktionen. Diese Sitztreppen bieten eine Art Amphitheater mit Vorplatz, der die Besucher langsam auf Stadtniveau in die Höhe leitet. Als Zwischengeschoss bietet es Flächen für eine Markthalle und Ausstellungen.
Die Konstruktion selbst bleibt als Überbrückung klar erkennbar, und die offene Dachstruktur oberhalb der Sitztreppen wiederholt die Sprache des darüberliegenden Parks. Auf der Parkebene, mithilfe der Fachwerkgitter können weitere Seile je nach Bedarf positioniert werden und an ausgewählten Stellen werden Träger weggelassen. Somit variiert die Struktur innerhalb des Rasters. Zusätzlich springen kreisförmige Feldunterteilungen aus dem Raster heraus. Hier kommen unterschiedliche Massstäbe zusammen. Räume und Bewegungen lassen sich ineinander fliessen und wieder aufspalten. Die Stahlprofile der Brücke behalten ihre Metalltextur, wodurch sie die Umgebung reflektieren.
Am Schluss kann der verwendete recycelte Stahl vom Stahlwerk in Gerlafingen im Solothurnischen von SBB Cargo direkt auf Gleisen zur Baustelle transportiert werden. Eine ähnliche Herangehensweise kann in vielen anderen europäischen Städten angewendet werden.