


Das Gebäude ist geprägt durch seine Dualität – dem massiven Steinrücken und der Leichtbaukonstruktion aus Stahl. Diese Konstruktionsweise reagiert auf den gewählten Bauplatz in Biel. Ein Restgrundstück auf dem Rangierbahnhof wird genutzt und zusammen mit dem Damm des Personenzuges bildet das Gebäude eine geschlossene Umfriedung, einen geschützten Garten. Der Massivbau richtet sich schützend gegen die Gleise des Güterzuges und dient als Wärme- bzw. Kältespeicher. Die Leichtbaukonstruktion aus Stahl ist stark verglast, um möglichst viele solare Gewinne erzielen zu können. Das Gebäude und seine Konstruktion ermöglichen es den Bewohnenden, auf die unterschiedlichen Jahreszeiten einzugehen und dadurch das Klima zu regulieren.
Hierzu dient ein System von Türen in den Wohnungen. Die Türen können die massiven Kammern abschliessen oder sie mit den Räumen des Leichtbaus verschmelzen lassen. An einem sonnigen Tag im Sommer können die Türen während dem Tag die Steinkammern abschliessen und sie dadurch kühl behalten. An einem sonnigen Wintertag hingegen stehen die Türen den Tag hindurch offen, sodass die Sonne die Steinkammern und den Lehmboden aufwärmen kann. Öfen im Massivbau und ein Lüftungsturm im Leichtbau dienen dazu, mit sehr kalten und sehr heissen Tagen umzugehen.
Massivbau - Konstruktionsweise aus Stein
Der genutzte Stein im Projekt ist der Rorschacher Sandstein, ein Plattensandstein. Charakteristisch für diesen ist es, aufgrund seiner heterogenen Ablagerung beim Abbau von selbst in Platten zu brechen. Im Steinbruch Bärlocher werden grossformatige Steinblöcke abgebaut. Mit Hilfe von Bohren und anschliessendem Spalten werden die grossen Blöcke in transportable Stücke zerkleinert. Im Steinbruch in Rorschach wird aus finanziellen Gründen viel mit der manuellen Spaltung der Steine gearbeitet. Ein Quadratmeter Sägefläche kostet 55 Franken, wohingegen der Prozess des Verkleinerns durch manuelle Spaltung schneller geht, weniger Energie verbraucht und nur rund die Hälfte kostet. Daher verwenden wir in unserem Entwurf gespaltene, grossformatige Steine. Die Höhe der Steine ergibt sich durch die natürliche Spaltung des Plattensandsteins und liegt im Durchschnitt bei rund 40 cm.
Diese Eigenschaften des Steins führen zu der Grundstruktur des Projekts. Grossformatige, gespaltene und mit Mörtel im Verbund gemauerte Steine bilden T-förmige Strukturen aus. Diese T-Strukturen werden aneinandergereiht und bilden eine Anreihung von Kammern. An diese fünf mal fünf Meter grosse Kammern schmiegt sich eine Leichtbaukonstruktion mit Erschliessung, Küchen und Bäder.
Leichtbau - Konstruktionsweise aus Stahl
Die gemauerten T-Strukturen haben in der Höhe Rücksprünge, welche als Auflager dienen. Die Leichtbaukonstruktion wird aus Stahlträgern (H-Profilen) gebildet und diese Träger sitzen auf den Rücksprüngen auf. Das Aufliegen der Struktur auf dem Massivbau ermöglicht, dass es zur Ausbildung des Leichtbaus jeweils nur Stahlstützen entlang der Fassade braucht. Diese werden in Punktfundamenten im Boden verankert.
Die Stahlstruktur weist primäre und sekundäre Strukturelemente auf. Die primären Elemente sind die Stützen und die aufliegenden Balken. Die sekundären Elemente sind die Träger, welche die Räume überspannen. An den Stahlträgern befestigte Kopfbolzendübel sollen die Verbindung zur Blechverbunddecke ermöglichen. Das Blechprofil soll im Verbund mit Lehm funktionieren. Der Lehmboden wird als thermische Speichermasse genutzt.
Der Sonnenschutz ist an der Stützenkonstruktion angemacht und bildet eine schattenspendende Schicht vor der gläsernen Fassade.