Projektaufgabe
Semesterarbeit
Studierende
Frau Graf Lara | Frau Roggensinger Salome
Betreuung
Elli Mosayebi
Fachhochschule/Uni
ETH Zürich
Semester
Frühlingssemester 2024
Fachrichtung
Architektur

Das Projekt basiert auf der Entwicklung eines Fügungsprinzips, um aus Natursteinen und Stahl ein tragendes Fassadensystem aus Sturz und Stützen zu schaffen. Dazu haben wir uns einerseits an der traditionellen Steinbautechnik, in welcher seit der Antike Eisen eingesetzt wird, orientiert. Unser Prinzip funktioniert als scheitrechter Sturz, bestehend aus drei Steinen, bei denen der Schlussstein durch Zugseile aus Stahl auf Reibung aktiviert wird. Die Knoten sind als runde Stege ausgeführt, bei denen bis zu vier Zugseile angeschlossen, nachgespannt und justiert werden. Der Knoten durchstösst den Stein mit einem stabförmigen Element und verbindet so die Stahlelemente auf der Vorder- und Rückseite miteinander. In diesem Sinne knüpft das System an die Vorspannungstechniken von vorgefertigten Betonelementen an.

Im Regelfall sind die Zugseile gering aktiviert, um die Reibung zwischen den Steinen zu erhalten. Dabei zieht das Seil die Steine zusammen, sodass die Kontaktfläche auf Druck beansprucht wird. Im Falle, dass der Sturz sich unter besonders grossen Kräften verformt und der Schlussstein zu rutschen beginnt, werden die Zugseile stärker gespannt, die Reibung erhöht, die Steine wieder kraftschlüssig verbunden und das System regeneriert.

Dauerhaftigkeit und Materialien

Das Projekt steht unter der Devise der Dauerhaftigkeit und dementsprechend sind die Materialien Naturstein und Stahl für das Tragsystem gewählt. Der gewählte Stein ist Andeer Granit, ein besonders harter und beständiger Gneiss aus dem Kanton Graubünden. Im Vergleich zum Stein haben die Stahlelemente eine kürzere Lebensdauer und werden deshalb gut zugänglich, sichtbar, austauschbar und nachjustierbar verbaut.

Die Lastabtragung im Gebäude funktioniert mit dem offenen Stützen-Sturz System an der Fassade und den massiven aussteifenden Kernen aus Steinmauern im Innern. Die abschliessende Fassade ist zurückversetzt und vom tragenden System losgelöst. Der gesamte Innenausbau wird mit organischen Materialien wie Holz und Lehm realisiert.

Die grossen Geschosshöhen von mindestens 3.5 Metern sollen zu einer Nutzungsoffenheit und Flexibilität beitragen. Aktuell sind die meisten der Gebäude primär als Wohnhäuser vorgesehen. Der rasterartige Grundriss und der anpassbare Innenausbau erlauben jedoch auch andere Nutzungen. Dies wird exemplarisch am Gebäude Nummer sechs, dem südlichsten, gezeigt. Es wird als Bibliothek für die benachbarte Schule genutzt. Das Areal setzt sich schliesslich aus sechs Gebäudevolumen zusammen, drei vom Typ «Punkt» und drei vom Typ «Strich». Diese sind im Erdgeschoss mit einer Arkade verbunden und orientieren sich auf dem länglichen Bauplatz in Lugano entlang dem Fluss Cassarate.

Das Projekt, mit dem Ziel der Dauerhaftigkeit und dem damit einhergehenden spezifischen Materialeinsatz von Stahl und Stein, ist ein Vorschlag für eine neue, ressourceneffiziente und nachhaltige Herangehensweise an eine langlebige und anpassungsfähige Architektur.