


Das Projekt „Tra Muri in Crescita“ setzt sich mit dem Stein Rouge de Collonges und der Frage der Permanenz auseinander. Da das Steinvorkommen praktisch erschöpft ist, stellte sich für uns die Frage wie wir mit dieser nur selten verfügbaren Ressource umgehen können. Wir entschieden uns für einen akzentuieren Einsatz des Steins und einen langsamen Bauprozess. Das Projekt ist am Fluss CassareMe in Lugano an der Via Fola situiert.
Gerüste und Krane, welche temporär existieren sind für schnell fertiggestellte Baustellen rentabel. Für uns schien es sinnvoller das Haus aus sich selbst zu bauen und die Baustelleninstallationen im Gebäude zu integrieren, womit sie auch über die Zeit nutzbar bleibt und für Umbauten Sanierungsarbeiten usw. genutzt werden kann. Die Stahlkonstruktionen, welche auf dem Baufeld in Form mehrerer Gewerbehallen vorzufinden sind sollen wiederverwendet werden und eine Kran Bahn ausbilden. Die Kran Bahn spannt den Raum zwischen den Treppenhäusern auf und trägt das Dach. Sobald dieses Grundgerüst steht, kann mit Hilfe der Kran Bahn die langwierige Steinarbeit aufgenommen werden.
Die Steinwände setzen sich zum grössten Teil aus Bruchmaterial zusammen. Bruchstein als Baumaterial überdauert durch die Wertschätzung der Handwerkskunst Jahrhunderte und zeichnet das Gebäude im Sinne der Nachhaltigkeit aus, da keine industrielle Bearbeitung der Steine notwendig ist. Zudem fällt sowohl bei der Gewinnung von Rouge de Collonges als auch in anderen Steinbrüchen viel Bruchmaterial an. Die Bauweise geniesst im Kanton Tessin eine lange Tradition droht jedoch auszusterben.
Die Wandpaneele werden von einem Steinverband aus Soglio-Gneis eingerahmt. Die Wandscheiben verjüngen sich nach oben, zum einen, weil sie weniger beansprucht sind, zum anderen, um die Decken aufzulegen. Dort wo die Decken aufliegen, trägt ein leicht hinaustretendes Rouge de Collonges die innere Logik nach aussen und ornamentiert somit das Gebäude. Dieser punktuelle Einsatz des Steins thematisiert die Knappheit des Materials und stellt den visuellen Zusammenhang zwischen Werkstein und Handwerkskunst her.
Stahl wird dort verwendet, wo er stark ist, und Stein dort, wo vertikale Lasten abgefangen werden. Der Stahl überspannt das Gebäude von Wand zu Wand und befreit somit den Raum dazwischen. Um den Raum zwischen den wachsenden Wänden so frei wie möglich zu halten, werden Nassräume und Küchen in die Stahlkonstruktion eingebaut. In diesem Teil des Gebäudes liegen die Rohre frei und der Kontrast zum Stein wird zelebriert. Es ist die Maschine und das arbeitende Herz des Gebäudes, das alle funktionalen Ergänzungen sichtbar macht. Eine Erweiterung des Baukörpers und eine Anpassung an neue städtebauliche Herausforderungen mit dem bestehenden Grundgerüst bleibt möglich. Der Kran erzählt die Geschichte des Aufbaus, ist stetig sichtbar und zeigt eine gewisse Poesie der Baustelllenkonstruktion.
Eine langsame Baustelle durch ein langsam verfügbares Material und einem langwierigen handwerklichen Bauprozesse bietet eine Permanenz über Jahrhunderte. Nutzerspezifische Anpassungen der Gebäude werden durch eine simple Struktur aus Stahlträgern und massiven Wandscheiben aus Bruchstein gewährleistet.
Der Raum zwischen den Wachsenden Wänden- erinnert an die Relikte der Vergangenheit, generiert eine Gegenwart und gibt Raum für zukünftige Entwicklungen. Zusammen mit den Spuren der Vergangenheit rahmen die Spuren der Konstruktion und die sich abzeichnende Zukunft das Konzept der Permanenz.